Jahr: 2014

„Junge2Kunst“ Tagebuch – 02.08.2014 – 14.08.2014

02.08.2014 Gestern konnten wir schon den Bus für die Gruppe bekommen und freuen uns ihn heute einzuweihen, indem wir unsere Gäste am Flughafen in Düsseldorf abholen. Wir kommen gut durch den Verkehr, doch Parkplätze im Parkhaus können wir nicht nutzen – also stellen wir das Auto auf die teuren Kurzzeitplätze. Das Flugzeug ist bereits im Landeanflug. Landung um 16.04 Uhr – solch genaue Zeitangaben habe ich noch nie am Flughafen Düsseldorf gelesen. Meistens ist es eine 5-Minuten-Taktung.

Bereits nach 35 Minuten schaut Aleksei aus der Tür des Ausgangs 4 B. Und sofort folgen die anderen – große Freude und herzliche Begrüßung. Es hat alles gut geklappt, selbst die großen Bilder von Aleksandr und Irina sind unbeschädigt geblieben. Geschwind geht es mit Sack und Pack zum Auto, denn der Himmel verheißt nichts Gutes. Unser blecherner Lastenfreund besteht seine erste Belastungsprobe. Doch am Ratinger Dreieck steht schon die nächste an. Der Himmel schüttet ungeheure Wassermengen auf die A 3. Die Autofahrer sind jedoch alle sehr besonnen und so fahren wir im Schneckentempo bis Wuppertal-Somborn. Die Gastgeber für die nächsten 12 Tage erwarten die Smolensker Preisträger schon mit Ungeduld. Nach etwas mehr als 12 Stunden Reise haben unsere Gäste endlich die erste Etappe bewältigt. Schon Morgen wird es mit dem Programm losgehen.

 

03.08.2014

Gemeinsam besprechen wir den Programmentwurf für die kommende Woche. Bereits für heute gibt es eine wesentliche Änderung. Es geht zur Burg Altena – dort findet der größte mittelalterliche Markt in Südwestfalen statt. Bernd und Verena helfen auf dem Weg nach Siegen mit einem Schlenker über das Lennetal. Parkplatzsuche, Shuttlebus (schönes deutsche Wort!) und als erstes mit den Erlebnisaufzug hinauf auf den Burghof.

Verschiedene Rundgänge auf der Burg vermitteln einen Eindruck vom Leben in Mittelalter und kostümierte Gesellen erledigen den Rest. Es ist sehr stimmungsvoll hier auf der Burg. Marktschreier, Pestkranke, Märchenerzähler, Kreuzritter und und und.

Zunächst wird unser leibliches Wohl mit besonderen Bratkartoffeln hergestellt. So langsam wir es eng auf der Burg und deshalb entschließen wir uns mit dem Aufzug wieder hinunter zu fahren, um noch den Mittelaltermarkt zu besuchen. Hunderte Menschen wollen jetzt nach Oben und nehmen lange Wartezeiten in Kauf. Der Markt hat was! Händler und Schausteller aus aller Herren Länder sind angereist. Wir werden bei einem tchechischen Glasbläser fündig. Auf dem Rückweg besichtigen wir noch Schloss Hohenlimburg.

04.08.2014

Die Bilder unserer Smolensker Preisträger sind noch im Auto und Aleksei und ich fahren gegen 8 Uhr zu DHL um die Einfuhrerklärung fertigen zu lassen. Mit allen Unterlagen stiefeln wir mehrere Etagen hoch, um zu den zuständigen Mitarbeitern zu gelangen. Herr Gartmann  erblickt uns und erklärt freundlich: „Das habe ich schon letzte Woche per Internet erledigt. Sie müssen nur noch zum Zoll und dort die Bilder vorlegen. Über die Verbandsstraße erreichen wir den Zoll. Herr Gerhards, der stellvertretende Leiter der Zollstelle, hat uns schnell erkannt und kommt mit der vorbereiteten Erklärung auf den Hof. Alesei und ich packen die Bilder aus und legen sie Herrn Gerhards vor. Es stimmt alles überein und wir können die Bilder wieder einpacken. Es ist eine gute Zusammenarbeit mit DHL und dem Zoll entstanden. Dafür sind wir sehr dankbar, auch, weil wir schon nach 45 Minuten wieder zu Hause eintreffen. Bürgermeister Dr. Fischer empfängt die Gruppe in gewohnt liebenswerter Manier und wir tragen uns in das Gästebuch der Stadt Hagen ein. Der Rundgang durch das Rathaus an der Volme mit Erläuterungen von Dr. Fischer ist die passende Ergänzung. (Radio Hagen berichtet darüber) Unser Rundgang durch die Stadt endet zunächst in einen Regenschauer an der Kinderrechteskulptur von Prof. Parfeonov. Wir fliehen in das Cafe Stich und werden zu unserem Leidwesen von einer etwas überforderten griesgrämigen Bedienung „versorgt“. Letztlich erhält doch noch jeder ein Getränk. Einige müssen ein paar Kleinigkeiten kaufen und dann gibt es eine Mahlzeit im Rathaus. Vom Goldberg genießen wir den herrliche Blick auf die Stadt und schauen auch noch kurz beim Restaurant „Kota Radja“ vorbei. Auf dem Gelände der Elbers-Hallen entstehen erste Skizzen – während über uns die jungen Wanderfalken nach Futter schreien. Die Altvögel kurven gekonnt um den großen Schornstein. Ein Besuch im Theater an der Volme ist selbstverständlich. Wir dürften sogar dort malen, aber der Elan zu malen ist schon etwas dahin. Peter Blindert erwartet uns bereits in seinem Atelier. Jeder Besuch bei Peter ist ein besonderes Erlebnis, denn er wartet stets mit Überraschungen auf. Zunächst werden alte Geschichten ausgetauscht und dann gibt es eine rege Diskussion zu neuen Werken. Toll ist Peters „Hasper Hütte“. Warum wird dieser tolle Künstler nicht mit einer großen Ausstellung in Hagen gewürdigt? Das könne unsere russischen Freunde nicht verstehen.

Die Truppe ist voller Tatendrang und so geht’s noch hierhin und dorthin und Gott weiß wohin, doch alle sind auf den Pfad der Tugend zu den Familien zurück gekehrt.

05.08.2014

Zeitig brechen wir auf, um zur Zeche Zollverein zu fahren. Auf dem Gelände befindet sich auch die Keramik-Werkstatt von Young Jae Lee, einer Koreanischen Künstlerin. Wir werden schon erwartet und Daniela, eine polnische Keramikerin, erklärt uns alle Arbeitsweisen, die Werkstatt und die Struktur der GmbH. Sie ist mit sehr viel Herzblut bei der Sache und wir können das tolle Betriebsklima in der Werkstatt wahrnehmen – eine funktionierende kleine Gemeinschaft, die mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammengesetzt ist. Hier entsteht Kunst, nicht nur irgendein Gegenstand. Die Werke sind auf das Wesentliche reduziert und bestechen durch ihre Formgebung. Jedes Unikat strahlt das aus, was hier gelebt wird. „Wir sind dankbar, dass wir Euch besuchen durften und Eure herzliche Offenheit erleben konnten!“ Ein wunderbarer Auftakt für diesen Tag.  [mygal=jae-lee] Nach ein paar hundert Metern erreichen wir die alte Kohlenwäsche der Zeche Zollverein. Die Ausstellung über das Ruhrgebiet und die Fotoausstellung mit Schwarz-Weiß-Fotos aus der Zeit vor einhundert Jahren bis in die fünfziger Jahre ist unser Ziel. Unsere Gäste sind sehr beeindruckt von der Größe der Kohlenwäsche und darüber, wie elegant und informativ die Ausstellung über das Ruhrgebiet gestaltet ist. Alles ist neu für sie. Über zwei Stunden betrachten sie die Exponate mit großem Interesse.  [mygal=ruhrmuseum]  Und von der Aussichtsplattform hatten wir einen tollen Blick über einen großen Teil des Ruhrgebietes. In dem kleinen Bistro gab es typisches Bergmannsessen: Kartoffelsalat mit Würstchen und Linsensuppe – lecker!!!! Es ist noch Zeit, so dass wir einen Abstecher nach Hattingen vornehmen. Die schmucke, kleine Fachwerk-Innenstadt zieht alle sofort in ihren Bann und schon saß man dort und malte und zeichnete Skizzen. Gern wären wir noch länger geblieben, aber Bernhard Paura erwartet uns gegen 17 Uhr. Bernhard war schon im Atelier als wir dort eintrudelten. Wie immer wurden die Gäste von Bernhard mit köstlichen Speisen und Getränken verwöhnt. Bernhards angeborene Herzlichkeit lässt sofort eine gute Stimmung aufkeimen. Es wurde viel erzählt und auch Bernhards neue Werke bewundert – die Farbe, die er heute seinen rostigen, fein gestalteten Flächen hinterlegt, lassen seine Arbeiten sehr lebendig erscheinen: „Bernhard, Du hast Dich noch einmal erfunden – toll!!!“ Und das war es immer noch nicht. Regina und Familie erwarteten die Gruppe zum Pizzaessen und wie sich bald herausstellen sollte durfte auch getanzt werden. Unsere Gäste bewiesen Kondition.

06.08.2014

Nicht eine Spur von Müdigkeit ist in den Gesichtern zu erkennen. So dürfen wir heute auftreten, und zwar im Karl-Ernst-Osthaus Museum. Die Ausstellung über die Zeit des ersten Weltkrieges ist sehr übersichtlich, informativ und mit interessanten Exponaten gestaltet worden. Unsere Gäste betrachten nicht nur diese Ausstellung, sondern auch die Dauerausstellung mit großem Interesse. Da wir einige Exponate zu den Gebäuden des Stirnbandes gesehen haben, fahren wir noch kurz dort hin, um auch die Originalbauten zu betrachten. Zum Essen geht es zur FernUni und welch Zufall Bernd und Verena Müller sind auch schon da. Die Auswahl und die gute Qualität der Speisen hatten unser Gäste nicht erwartet und dann auch noch dieses freundliche Personal – eine der Köchinnen spricht sogar Russisch – toller Service! Monika ruft an, denn sie möchte mit uns im Freilichtmuseum arbeiten. Wir treffen gegen Eins dort ein. Zunächst gehen wir gemeinsam, alles anschauend, bis in das obere Dorf. Von hier aus geht jeder auf die Suche nach einem passenden Platz, um zu malen oder zu zeichnen. Der Duft köstlicher Semmel erreicht meine Nase und schon sind sieben Stück in Baumwollsäcke verpackt – wir werden Uwe Will damit überraschen. Die Sonne und die Stimmung insgesamt ist mehr als angenehm und jeder von uns findet alsbald seinen Platz. Wie immer schaut auch Frau Kuschel vorbei und wechselt ein paar Worte mit Aleksei. Die Studierenden haben sich auf der Wiese oberhalb des Sensenhammers niedergelassen. Aleksei skizziert die neuen kleinen Häuschen am großen Teich. Der freundliche und respektvolle Umgang unserer Preisträger ist mehr als bemerkenswert und es wird deutlich, dass zwischen den hiesigen Preisträgern und den Smolensker Preisträgern gute Beziehungen entstanden sind. Natürlich muss Uwe ein erfrischendes Kaltgetränk erhalten und der Schlüssel für die Galerie ist noch abzuholen. Mit etwas Verspätung kommen wir im Atelier von Uwe Will an. Die jungen Menschen sind von der kreativen Kraft dieses Orte sofort eingenommen und Uwe erzählt in seinen bescheidenen Art von den letzten Arbeiten, aber auch von seinen Anfängen als Künstler und seinen Lehrern – dabei kommt die Geschichte von Carl Baumann nicht zu kurz. Die Studierenden bewundern das Bild, dass er als neunjähriger gemalt hat und Uwe erläutert, wie er zur Abstrakten Malerei gekommen ist und warum seine Werke keine Titel mehr tragen – jeder sieht sowieso etwas anderes in einem Bild! In der Disco wird wie immer heiß diskutiert – einem bricht sogar der Stuhl unter dem Gesäß weg. Der Stuhl war wohl von altem Plastik. Aber das hält uns nicht davon ab, weiter zu diskutieren. Die Zeit vergeht viel zu schnell – großer Dank an Dich Uwe, das wir wieder bei Dir sein durften! Jetzt wollen alle nur noch nach Hause. Nach vier anstrengenden Tagen macht sich etwas Müdigkeit breit. Doch Aleksei und ich bringen noch alle Bilder in die HAGENRING-Galerie und wir hängen die noch an den Wänden befindlichen Werke bekannter Hagener Künstler ab.

07.08.2014

Zunächst bestellen wir Esswaren für das Picknick am Freitag. Aleksei und ich stellen die Bilder und danach hängen wir sie in bewährter Manier auf. Als gegen 10 Uhr die Gruppe eingetrudelt ist – auch Sandra und Steffen sind gekommen – hängen schon die meisten Bilder. Uwe hat sich um die Bilder der vergangenen Ausstellung gekümmert und Bernd Suermann und Verena Baltes schauten auch vorbei. Die Schildchen haben Sandra und Julia geschnitten und angeklebt. Als die Presse kam war die Ausstellung perfekt, auch die Plakate waren platziert. Wir sind auf den Artikel gespannt. Vielleicht schreib die Presse einmal etwas über das Wie und Warum dieses Projektes. Nach dem Essen, wieder in der FernUni, stand Entspannung auf dem Programm – eine Besuch im Dortmunder Tierpark. Einzelne unserer Gäste hatten solch einen Tierpark noch nie gesehen. Der Besuch dort hat sicher bleibende Eindrücke hinterlassen. Besonders die Geschichte des Orang-Utan-Babys hat uns berührt. Es wurde von seiner Mutter im Zoo von Hannover nicht angenommen, doch sofort von einer Orang-Utan-Dame in Dortmund adoptiert. Alsbald fanden auch deren Töchter Zugang zu dem neuen Geschwisterchen. Als die Mitarbeiter des Zoos das Jungtier auch an den männlichen Hausherrn gewöhnen wollte, trat etwas ungewöhnlichen ein: Der Orang-Utan-Mann zog den linken Arm des Kleinen durch das trennende Netz zu sich und biss ihn ab. Er brachte damit sein Ablehnung zum Ausdruck und die Pfleger gehen davon aus, dass die beiden immer getrennt bleiben müssen. Dem Kleinen geht es heute gut und er kommt auch mit einem Arm gut zurecht. Zum Malen kamen wir nicht, denn was es hier alles zu sehen gab, war von zu großem Interesse. Am Abend gab es eine Malschule im Garten und es entstanden sehenswerte Stillleben.

08.08.2014

Grill und Getränke sowie  Speisen sind im Auto verstaut. Sicher? Nein, schon in der ersten Kurve hörten wir es rumpeln. Eine Salatschüssel war im Karton umgekippt. Doch Aleksei hat alles retten können. Noch einmal wurde das Gepäck sorgfältig befestigt und 40 Minuten später waren wir im biologischen Zentrum in Lüdinghausen. Vor dem wunderschönen Lehmhäuschen hatte Ilka Brocksieper ein üppiges Frühstück für die Gruppe vorbereitet. Leckere, knusprige Brötchen fanden schnell ihre Abnehmer. Nach dem Essen führte Ilka uns durch die Gärten und erzählte über die Pflanzen, die uns z. T. nicht einmal bekannt waren. Eine Höhle für Fledermäuse und zahlreiche Bienenstöcke waren auch in dem Garten. Später können wir hier noch malen, denn es gibt viele gute Motive. Doch zunächst fahren wir zur Burg Lüdinghausen. Ilka referiert über die Burg und deren Geschichte und ein älterer Herr gibt uns im Konzertsaal der Burg Informationen über die Menschen, die die Burg seit dem 8. Jahrhundert bewohnt haben. Das gute Licht und die interessanten Perspektiven laden zum Malen ein. Immer wieder halten Radfahrer an, um zu sehen, was gemalt oder gezeichnet wird. Aleksei hat einen tollen Platz mit Aussicht auf die Burg gefunden, der offenbar bei Hunden auch sehr beliebt ist – sie haben Erinnerungstücke an ihren Besuch hinterlassen. Die Skizze von Aleskei ist aber trotzdem toll anzusehen. Gegen 12 Uhr machen wir einen kleinen Spaziergang in die Stadt, um bei „San Remo“ Eis zu essen. Diese Portionen muss man sehen und erleben wie anstrengend es ist, sie zu verdrücken. Ein jeder beißt sich tapfer durch die Eisbällchen und genießt das frische Obst. Es fällt auf, dass es in Lüdinghausen viele schöne Bronzeskulpturen gibt: einen kleinen Jungen, der vor der Bank das Geld in seinen Hand zählt; auf den Marktplatz ein Lüdinghausener „Original“; der „Spökenkieker“ an der Ölmühle …. An der Ölmühle vorbei gehen wir zur Burg Vischering. Beim Anblick dieser wunderschönen Anlage geht unseren Preisträgern das Herz über. Hier wollen sie unbedingt Malen und Zeichnen. Sehr schnell hat jeder einen guten Platz gefunden und bis 17 Uhr sind viele Skizzen entstanden. In der für Besucher offenen Backstube hat Bernd einen appetitlich aussehenden frisch gebackenen Rosinensemmel gekauft. Über den Kapitelweg, mit vielen Büsten von historisch bedeutsamen Persönlichkeiten, kommen wir zurück zu unseren Autos. Mit diesen haben wir in kurzer Zeit das biologische Zentrum erreicht. Erste Tropfen fallen vom Himmel. Deshalb tragen wir die Bänke und Tische geschwind in das geräumige Lehmhäuschen. Zwei Grills sorgen dafür, dass in Kürze die ersten gebratenen Bissen auf den Tellern liegen. Bei lebhaften Gesprächen, Genuss von Salaten, Brot und Hühnerbeinen vergeht die Zeit im Flug. Irgendwann rauschen Unmengen Wasser vom Himmel und es blitzt und donnert links und rechts. Danach räumen wir auf, verpacken die Überreste unseres Picknicks in die Autos. Nach herzlichem Abschied von Ilka, die sich toll um uns gekümmert hat, fahren wir wieder Richtung Hagen. Nach fast 13 Stunden auf den Beinen will sich jeder nur noch ausruhen.

09.08.2014

Das Wetter sieht heute nicht so vielversprechend aus. Die Autobahn ist frei und wir gelangen recht flott nach Münster. Ein Reitturner schränkt das Parken auf den Schlossplatz zwar etwas ein, doch gelingt es uns noch einen Parkplatz zu ergattern. Auch Bernd und Verena treffen alsbald mit Julia und Sascha ein. Durch die Frauenstraße gehen wir in Richtung Dom – vor fast jedem Haus liegen große Mengen Sperrmüll, den die Menschen aus ihren Keller geholt haben, die durch das Hochwasser vor ein paar Tagen überflutet waren. Eine erste kleine Station machen wir an „Wilsbergs“ Antiquariat. In der Realität ist es natürlich das Antiquariat von Herrn Solder. Sandra, eine Freundin von Ira aus Kiel und Jan stoßen noch zu unserer Gruppe. Ralf Fritzsche erwartet uns bereits vor dem Seiteneingang des Doms und führt uns, viele Details erzählend, durch die Stadt. Die Geschichte Münsters, die Geschichte des Doms, der Westfälische Frieden, die Wiedertäufer, der Prinzipalmarkt, eine kleine barocke Kirche und, und, und, werden mit viel Fachwissen und Details erläutert. Westfälische Spezialitäten werden bei Pinkus Müller verputzt – selbstverständlich muss auch das dort gebraute Bier gekostet werden. Unsre russischen Preisträger besuchen das Picasso-Museum. Danach gehen alle in die Stadt, besichtigen markante Punkte oder kaufen ein. Sascha hat viele interessante Deko-Gegenstände für seine Mama gekauft. Wie wird er das alles nach Russland schaffen? Wir suchen noch einige schöne Blumen und eine Glückwunschkarte aus, denn Verena feiert heute ihren Geburtstag – das muss gewürdigt werden. Ein künstlerisches Geschenk wird nicht fehlen. Es folgt eine ziemlich langer Abend oder sagen wir es ruhig: eine lange Nacht bei Verena und Bernd, denn eine Feier mit leckerem Essen und viel Tanz lassen sich unsere Preisträger nicht entgehen. Zur Verblüffung der junge Menschen sahen die älteren Tänzer nicht einmal schlecht aus. Außerdem wurden immer wieder informative Gespräche über Gott und die Welt angezettelt.

10.08.2014

Endlich ein etwas ruhigerer Tag. Um 11 Uhr eröffnen wir die Ausstellung in der HAGENRING-Galerie. Zahlreiche Besucher füllen den Ausstellungsraum.  Frau Kessler eröffnet als Hausherrin die Ausstellung, Dr. H. D. Fischer spricht ein Grußwort von Seiten der Stadt, H.-W. Engel stellt das Gesamtprojekt vor, Aleksei Dovgan präsentiert die Werke der Smolensker Preisträger und stellt die jungen Künstler vor. Danach werden die Hagener Preisträger vorgestellt. Trotz der vielen Besucher geht von der Ausstellungseröffnung eine familiäre Ausstrahlung aus – die Menschen kennen sich und sind alsbald in Gesprächen vertieft.

11.08.2014

Über DHL legen wir dem Zoll die Ausfuhrerklärung vor. Aber wo finden wir die Zollstelle am Flughafen in Düsseldorf? Diese weitere Herausforderung werden wir auch lösen. Endlich hat die Gruppe ein paar Stunden, um in Hagen die Stadt zu erkunden. Andenken werden gekauft und Päckchen geschnürt, denn Freunde und Familien erwarten Geschenke. Auf der Fahrt zur TU-Dortmund machen wir einen kleinen Umweg durch die Stadt – sehen das große Fußballstadion des BVB, die Westfalenhalle, den Fernsehturm und das “U“. Die Größe der TU-Dortmund macht mächtig Eindruck auf unsere Gäste. Wir treffen uns an der Galeria und Sandra und Tobias führen die Gruppe zu markanten Punkten: Mathe-Tower, großes Hörsaalgebäude, H-Bahn, Bibliothek, Untergrundbahnhof. Wir besichtigen die Räumlichkeiten der Kunstfakultät und sehen dabei zahlreiche Arbeiten der Studierenden – einige arbeiten gerade an Drucken. In einen Zeichensaal arbeitet die Gruppe mit sieben deutschen Studierenden: Aktzeichnen steht auf dem Programm. Sandra hat das toll organisiert. Das Modell posiert in unterschiedlichen Stellungen und die Teilnehmer müssen in kurzen Abständen ihre Zeichnungen fertigstellen.

In der letzten Pose hat das Modell den „Tod im Nacken“ – es handelt sich um ein aufgeblasenes Kunststoffskelett. Eigentlich passt es nicht so gut zu den Aktstudien.

12.08.0214

Den Berufsverkehr meidend, fahren wir nach Düsseldorf. Leider ist die Ausstellung im Kunstpalast schon beendet. Wir gehen deshalb am Jägerhofgarten entlang zur Sammlung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Preisträger sind von den Chagalls und Kandinskys begeistert. Es war sicher die besser Variante als der Kunstpalast. Ein kleiner Rundgang durch die Altstadt und diverse Informationen zum Stadtplan sollen der Gruppe helfen, sich in der Stadt zurecht zu finden, denn die Teilnehmer haben den Wunsch, einige Stunden allein durch die Stadt zu streifen. Doch zunächst essen wir Spezialitäten in der Füchsen-Brauerei. In der alten Gaststube fühlen sich unsere jungen russischen Freunde sofort wohl und – oh Wunder – es gibt Speisenkarten in russischer Sprache. Da staunt der Russe und der Deutsche wundert sich, doch die Wirtschaft ist sehr anpassungsfähig, besonders die, die auf ihre Kundschaft zugehen muss. Jan kommt mit etwas Verspätung und geht mit Irina in das „K 21“. Aleksei und ich fahren zum Flughafen, um zu erkunden wo dort die Zollstelle für die Abwicklung der Ausfuhr der Bilder ist. Zu unsere Freude ist Sie in der Abflughalle gegenüber dem Lufthansa-Counter. Die Zöllner sind sehr freundlich und wir hoffen, dass das auch Donnerstagmorgen so ist, wenn die Gruppe mit den Bildern ausreisen wird. Zurück in der Stadt wird sichtbar, dass es mit dem guten Wetter bald vorbei sein wird – schwarze Wolken ziehen von Nordwesten auf Düsseldorf zu und starker Wind kommt auf. Auf dem Weg zum Parkplatz am Rheinufer werden wir ziemlich nass, denn der starke Wind verhindert, dass man einen Schirm halten kann. Wegen des schlechten Wetters entscheiden wir, Morgen nicht in Sauerland zu fahren, sondern unser Ziel wird das LAGO in Herne sein.

13.08.2014

So haben sich unsere Gäste das Ruhrgebiet nicht vorgestellt: ländlich, Baumalleen und weit und breit keine Industrieanlage zu sehen. Und dann erreichen wir im Grünen noch solch ein tolles Bad. Alles wird ausprobiert: die drei Solebecken (aus dem Massagebecken sind sie kaum herauszukriegen), Sportbecken, Wellenbad, Rutsche und dann auch noch die riesigen Saunaanlagen (entweder getrennt für Frauen oder Männer und die sehr große Gemeinschaftssauna). Nach vier Stunden schlafen die Gruppenmitglieder tief und fest im Bus ein. Nicht nur das warme Solewasser zeigt seine Wirkung, sondern auch das umfangreiche Programm der letzten 12 Tage. Nach einem weiteren Abstecher zur FernUni in Hagen, wollen alle zu ihren Gastfamilien, um die Koffer zu packen. Chin HU hat im Kota Radja wie immer einen schönen Tisch für uns bereitet und Gäste, Gastgeber, die Hagener Preisträger sowie Vereinsmitglieder genießen das üppige Buffet zu Abschluss dieses Projekts. Zahlreiche Geschenk werden ausgetauscht, die Sitzordnung lässt viele neue Kontakte und gute Gespräche zu. So viel ist sicher: Die jungen Menschen fühlen sich mit uns wohl. Wir werden den Wettbewerb mit vielen neuen Ideen im nächsten Jahr wieder ausschreiben.

Nachfolgend einige der Skizzen und Fotos, die die Preisträger in Hagen gefertigt haben:

 

Olga Kourova ist erste Preisträgerin des Lau-kelA – Journalistenpreises

Die gebürtige Russin Olga Kourova hat uns mit ihren Arbeiten als Journalistik-Studentin der TU-Dortmund überzeugt. Und deshalb wurde sie mit dem erstmals verliehenen Preis ausgezeichnet.

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Sie war mit den Kunstpreisträgern im Mai/Juni 2014 in Smolensk und konnte vor Ort die Arbeit der dortigen Print- und Fernsehmedien kennen lernen. Gemeinsam mit den Preisträgern des Kunstwettbewerbs hat sie ein breit angelegtes Kulturprogramm miterlebt und wird in Kürze darüber einen Bericht abgeben.

Einladung zur Vernissage „Junge2Kunst“ in die HAGENRING-Galerie am 10.08.14, 11 Uhr

Alle an Kunst und unserem Kunstwettbewerb interessierten Menschen sind zur Vernissage in die HAGENRING-Galerie eingeladen. Wir werden uns sehr freuen, wenn sie unseren Preisträgern aus Smolensk und aus Hagen mit ihrer Anwesenheit ihre Ehre erweisen.

Alle Preisträger aus Smolensk und aus Hagen werden zugegen sein und stehen den Besuchern gern Rede und Antwort zu ihren Werken.

Tagebuch „Junge2Kunst“ Mai/Juni 2014 in Smolensk

Von Hans-Werner Engel

25.05.2014, Sonntag

Früh aufstehen, pünktlich abgeholt werden, auf einer unbelebten Autobahn nach Düsseldorf fahren, entspannt einchecken und mit strammem Rückenwind in 2 Stunden und 40 Minuten nach Moskau fliegen. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein und klarer Sicht einen tollen Erstflug erleben wie Sandra Opitz.

In Moskau schlägt uns eine Gluthitze ins Gesicht – es herrschen hier subtropsche Verhältnisse. Die Zollkontrolle wird rasch durchgeführt und auch die Koffer liegen bereits auf dem Gepäckband, als wir dort ankommen. Am Zollausgang erwarten uns Lena und Aleksei, wie üblich gibt es eine herzliche Begrüßung und nach kurzer Zeit sitzen wir auch schon im Bus nach Smolensk – allerdings ist er nicht klimatisiert. Das wäre die Krönung eines bisher toll verlaufenden Tages gewesen. Sandra und Steffen zeichen bereits ihre ersten Eindrücke in ihre Skizzenbücher. Die anderen schlafen nach einiger Zeit ein.

Je näher wir nach Smolensk kommen, um so weißer werden die grünen Wiesen. Welche Blumen sind das? Löwenzahn! Aber tausende „Pusteblumen“ zieren die Landschaft neben der Autobahn. Dieser Anblick ist grandios und mitten drin eine verfallene Tankstelle auf der auf riesigen Metallregalen überlebensgroße Plüschtiere präsentiert werden. Die Gegensätze, schon auf den ersten Kilometern nach Smolensk könnten nicht größer sein. Beim Verlassen des Stadtgebiets von Moskau sahen wir die riesigen Villen reicher Russen und unmittelbar daneben die kleinen Holzhäuser aus früheren Zeiten und furchteinflößende Hochhausburgen. Ich frage mich, ob diese Gegensätze von den Menschen hier noch wahrgenommen werden. Was wir auf der Autobahn sehen, erweckt nicht den Eindruck, dass es der Wirtschaft in Russland schlecht geht – vielmehr umgekehrt. LKWs dicht an dicht, zum Teil in Zweierreihen fahren in eine Schlange von über 300 Kilometern Richtung Moskau – wohlgemerkt an einem Sonntag.

Vor zwei Jahren erlebten unsere Preisträger Smolensk nur im Schnee, heute haben wir eine karibische Nacht vor uns.

Obwohl es seit mehr als zwei Wochen diese Hitze in Smolensk geben soll, ist keine Staub in der Luft – wie früher um diese Jahreszeit. Die Stadt macht auf den ersten Blick einen sehr gepflegten Eindruck.

Sandra und Monika beziehen als erste eine sehr schöne, zentral gelegene Wohnung einer Künstlerfamilie. Dann beziehen HWE und Verena und Bernd ihre Quartiere und der Bus bringt so die Mitglieder der Gruppe der Reihe nach zu ihren Gastgebern.

Es ist jetzt 20.30 Uhr in Hagen – wie mögen die diversen Wahlen ausgegangen sein. Hier ist, außer von mir, kein Interesse an diesen Ereignissen in Deutschland und Europa zu erkennen. Die Menschen feiern fröhlich in den Parkanlagen und genießen einmal mehr einen tropischen Abend. An Schlafen ist noch nicht zu denken, denn die Temperaturen liegen noch über 25 Grad und die Temperaturen lassen sich durch Lüften in den Wohnungen kaum senken – ujas, sagt man hier in solchen Fällen.

26.05.2014, Montag

Es wird wieder einen heißen Tag geben. Doch in der Morgenkühle ist es angenehm zu gehen. Die Menschen, die mir begegnen, sehen sehr entspannt aus. Vorwiegend sind elegant gekleidete Frauen unterwegs. An vielen Stellen werden die Straßen und Plätze gefegt. Es ist sehr sauber in der Stadt. Im Park hinter und vor dem Kino Oktober arbeiten Frauen an der Gestaltung der Blumenbeete. Wie immer, es arbeiten die Frauen! Vor dem Kino gibt es keine Verkaufsbuden mehr. Eine Straßenbahnfahrerin tanzt gut gelaut in ihrer Kanzel mit ihren Armen und winkt mir zu, die Straße zu überqueren. Mit diesen ersten Eindrücken sitze ich in meinem Lieblingscafe und genieße das Frühstück.

Unser offizielles Programm startet heute um 10 Uhr. Der obligatorische Rundgang durch Smolensk beginnt mit dem Besuch einer Bank, denn alle müssen Euros in Rubel tauschen. Die Hitze ist schon jetzt unangenehm. Wir gehen durch die Leninstraße, am Dramatheater rechts vorbei, um einen Blick auf das Teneshova-Kultuzentrum zu werfen. Eine junge Frau mit kurzen blonden Haaren erkennt uns und führt uns durch das Gebäude, obwohl es am Montag geschlossen ist. Die Preisträger freuen sich, hier ausstellen zu dürfen. Solch ein freundliches Entgegenkommen möchten wir auch einmal in Deutschland erleben. Bis Morgen – dann bauen wir die Ausstellung auf.

Auf dem Gehsteig vor dem Kulturzentrum treffen wir Sascha Dolossov, der uns Freude strahlend begrüßt. Er wird morgen beim Aufbau helfen. Ich bin gespannt, ob er endlich das Geheimnis der verschiebaren Knoten lüften wird, durch die in Russland die Bilder ausgerichtet werden.

Zurück am Kino Oktober müssen wir etwas auf Elena warten. In der Sonne sind es gefühlt über 35 Grad. Die Frauen, die jetzt vor dem Kino die Blumen in Akkordtempo in die Erde pflanzen, leiden sichtlich.

Lena und Aleksei müssen noch einige Besorgungen machen. Es ist viel zu anstrengend, jetzt zwei Stunden die Stadt zu besichtigen. Wir entscheiden uns für einen kleinen Rundgang. Im Glinka-Park sind sehr viele junge Mütter mit ihren kleinen Kindern. Sie werden von dem Wasser im großen Brunnen angelockt und lassen sich von den Fontänen nass spritzen und genießen die Erfrischung. Wir schlendern langsam an diversen Sehenswürdigkeiten vorbei: Gemäldegalerie, Philharmonie, Rathaus, Stadtmauer, ewige Flamme, Fußgängerallee. Im Restaurant Mandarin-Gans trinken wir heißen Früchtetee und erhalten einen Rüffel, weil wir zwei Tische an ein schattiges Plätzchen schieben. Als man bemerkt, dass wir Deutsche sind, ist das erlaubt.

Jeder muss noch ein paar Kleinigkeiten kaufen, doch alle benötigen Wasser, Wasser, Wasser.

Zum Mittagessen treffen sich erstmals die Smolensker und Hagener Preisträger, aber auch unsere Gastgeber und Smolensker Mitglieder sind gekommen. Es herrscht alsbald eine tolle Stimmung, weil sich die Menschen schnell nahe gekommen sind. Sascha Savchenko lädt die ganze Gesellschaft für den Abend in sein Elternhaus ein.

Draußen tobt ein Gewitter, so dass wir noch länger beisammen bleiben. Erste Gastgeschenke werden ausgeteilt, neue Projekte besprochen, Lösungen für den Transport von Kunstwerken angedacht.

Der Regen hat die Luft etwas abgekühlt und weil er etwas nachlässt, entschließen wir uns, zu unseren Wohnungen zu gehen, um die Einkäufe dort abzulegen. Das war kein guter Gedanke, denn es schüttet plötzlich wieder  wie aus Eimern und wir werden bis auf die Haut nass. Macht nichts – tut gut.

Gegen 18 Uhr, die Hitze ist zurück gekehrt, zwängen wir uns in den Kleinbus 46. Hier könnte man gut einen Hefekuchen gehen lassen – es sind dafür perfekte Bedingungen. Aleksei Dovgan erwartet uns in seinem Atelier und präsentiert seine Werke auch jene, die er als Goldschmied gefertigt hat. Es entwickeln sich erste gute Gespräche über Arbeitstechniken und auch die Preisträger erzählen von ihren Arbeiten. „Obama“ ist auch da – so hat Lena ihr neustes Haustier genannt. Es ist eine neugierige, schlaue und sehr temperamentvolle kleine braune Ratte mit rötlichen Ohren, die für kurze Zeit die kleine Gesellschft unterhält, um dann mit Süßigkeiten im Käfig unterzutauchen.

Für die Ausstellung hat Aleksei ein tolles Plakat erstellt und einen interssanten Katalog mit den Werken der Preisträger drucken lassen.

Gegen 8 Uhr fahren wir zum Hause von Sascha Savchenko. Seine Eltern und er haben viele Köstlichkeiten zubereitet: Gegrillte Hühnerschenkel, Gemüse, Salate, köstliches Brot.

Der Tisch in dem Gartenpavillon füllt sich nach und nach. Obwohl es schon sehr kühl ist, haben die meisten großen Durst und nach einem Begrüßungsbierchen, gehen die meisten dazu über, Wasser zu trinken. Sascha breitet einen alten, sehr großen Samovar für den Tee vor. Das Entzünden des Holzes ist nicht einfach, doch nach einiger Zeit ist es geschafft. Die Teekanne mit dem starken schwarzen Tee steht oben auf dem Samovar. Nachdem wir von diesem Tee kosten durften, wollte jeder nur noch den Tee trinken. Wir erlebten russische Gastfreundschaft pur.

Wegen der Kühle waren wir inzwischen in Decken und dicke Jacken eingepackt, aber es war sehr interessant und wichtig für die jungen Menschen, einander kennen zu lernen. Zu guter Letzt brachte Saschas Mama noch gezuckerte Blinis mit gekochten Früchten. Selbst die gar nicht mehr hungrigen jungen Damen konnten nicht widerstehen, diese Köstlichkeiten zu genießen.

Danach ging es für einige, die noch Kraft hatten, in das Fotoatelier von Sascha, die anderen brachte Elena zu deren Wohnungen. Doch zuvor hatten die deutschen Gäste, zur großen Überraschung und Freude der Mutter des Hauses, den Pavillon in Windeseile aufgeräumt und das Geschirr in die Küche gebracht.

27.05.2014, Dienstag

Die Hitze ist schon deutlich spürbar. Und heute ist ein anstrengender Tag mit dem Aufbau der Ausstellung. Künstler und Preisträger schaffen ihre Bilder in das Kulturzentrum. Steffen ist etwas spät dran, aber das ist kein Problem. Sascha Dolosov und Aleksei Dovgan sind ein tolles Team und gehen ruhig, aber sehr zielstrebig an die Arbeit. Weil sie diese Arbeit lieber allein machen, dürfen die anderen in die Stadt gehen.

Neuer Treffpunkt ist 14.30 Uhr vor dem Tjorkin-Denkmal. Von dort starten wir zum Malen nach Teremok.

Der bekannte russische Maler und Illustrator des Design-Büros von Artemi Lebedev gestaltet für unsere Preisträger eine Masterclass. Die wunderschönen Motive sind unmittelbar ins Auge gefasst und nach dem Verteilen der Materialen geht es sofort an die Arbeit. In der Hitze ist an arbeiten ohne Kopfbedeckung überhaupt nicht zu denken. So suchen sich die meisten einen schattigen Standort aus. Monika und Sandra zeichnen Skizzen. Es entstehen durchaus sehenswerte Werke, aber selbstverständlich kann niemand dem großen Meister das Wasser reichen. Denis hat noch demonstriert, wie er Portraits malt – das war in der Tat beeindruckend. Die Protraitierten durften die Bilder behalten.

Der Abstecher zu dem kleinen so wunderschön gelegenen See verdeutlicht uns, dass man mit den nötigen Kleingeld selbst in den schönsten Naturlandschaften in Russland Luxusvillen bauen darf. Welch ein Frevel!! Zu Teneshovas Zeiten hatten die Menschen mehr Respekt vor der Natur.

Spezielle Portraits aus Teremok von HWE:

Es wird höchste Zeit, dass wir aus der schier unertäglichen Hitze verschwinden. Sie hat fast jedem die Kräfte geraubt. Doch das trifft nur für die Reisebegleitung zu – die jungen Damen werden sich noch am Abend treffen, denn sie stecken voller Tatendrang und wollen möglichst viel Zeit miteinander verbringen. So haben wir es uns auch gewünscht.

28.05.2014, Mittwoch

Es ist kühler geworden. Nach einem kurzen Abstecher in das Rathaus geht es geschwind zum Kulturzentrum. Die Ausstellung ist weiter aufzubauen und eine Zeitung hat sich für ein Interwiev angesagt.

Olga übersetzt das ca. eine Stunde dauernde Interview. Noch ein Foto und dann geht es wieder an die Arbeit. Mindestens acht Menschen arbeiten an der Gestaltung der Ausstellung – es ist ein enormer Aufwand, den sich die Smolensker Freunde da zumuten, doch es wird sicher ein großer Erfolg werden.

Über Smolensk hat sich ein Unwetter zusammengebraut und es prasseln sehr große Eisbrocken auf die Stadt hernieder. Es werden Bau- und Infrastrukturmängel der Stadt und des Kulturzentrums unmittelbar deutlich.

Wie aus Eimern schießt das Wassser aus vielen Öffnungen (Lüftungsschächten, Klimaanlagen, Elektrorohren)  überall in das Kutlurzentrum ein und setzt alle Etagen teilweise unter Wasser. Auch das Cafe „Modern“, in dem ich sitze, bleibt nicht verschont. Es heißt: Computer in Sicherheit bringen und nichts wie raus aus den nassen Räumen. Später sehen wir in der Stadt das Chaos: Die Ampelanlagen sind ausgefallen – es gibt viele Staus, die Gullis sind verstopft, weil der Hagel Unmengen Blätter von den Bäumen abgeschlagen hat, die die Abläufte zusetzen. Aus anderen Gullis und Häusern strömt das Wasser auf die Gewege und Straßen.

Der Besuch im Konjonkov-Museum muss leider ausfallen und nach dem verspätet eingenommenen Mittagessen gehen wir in das Atelier von Sascha Dolosov. Die Studierenden befragen Sascha zu seiner Vita und seinen aktuellen Werken. Es gibt rege Gespräche und ein Bild wechselt den Besitzer. In jeder Ecke des Ateliers sind Schätze verborgen und all diese müssen betrachtet werden.

Nach dem Abendessen gibt es rege Diskussionen zu dem bisher gemachten Erfahrungen.

29.05.2014, Donnerstag

Am Morgen gehe ich mit Olga zur Raiffeisenbank, um den zukünftigen Austausch zu besprechen. Wir bekommen den Eindruck, dass wir eventuell die falsche Bank ausgewählt haben, denn es wird abgelehnt, auch nur einen Rubel für den Austausch auszugeben. Wenn es überhaupt dazu kommt, sollten ihn die Mitarbeiter privat durchführen. Für uns sieht das sehr nach Ablehnung aus.

In dem darauf folgenden Gespräch mit der Stadtverwaltung ändert sich diese Situation sehr positiv für uns, denn Oleg kennt eine große Bank, die sich diesen Austausch sehr wünscht. Lieber Michael, mach dir keine Sorgen, denn wir finden eine gute Lösung.

In der Gemäldegalerie konnten wir die Drucke von „de Cleur“ zunächst nicht abgeben, weil vorher noch Beschlüsse dazu im Stadtrat erforderlich sind.

Das Teneshewa-Kulturzentrum füllt sich zusehends mit Menschen. Viele, auch junge Frauen, tragen lange Abendkleider und die Stimmung ist sehr festlich. Nachdem Aleksei das Projket vorgestellt hat, stellen wir die Preisträgerinnen und Preisträger vor. Das stellvertretende Stadtoberhaupt, Herr Levand, übermittelt Grüße der Stadt und drei Fernsehsender (Film von REN-TV), sowie zahlreiche Zeitungen filmen und interviewen die Preisträger, deren Werke und das Publikum. Selbstverständlich werden Geschenke und Blumen überreicht.

Besonders die vielen Jugendlichen befragen die Preisträger nach ihren Motiven und warum sie ihre Bilder mit bestimmten Techniken gemalt haben. Solch eine Ausstellungeröffnung mit so viel Aufmerksamkeit erleben bei uns in Deutschländ bekannte  Künstler auch nur selten.

Von den Eindrücken überwältigt, feiern wir in dem Restaurant „Mandarin Gans“ und resümieren die ersten fünf Tage in Smolensk. Unser großer Dank geht an Elena Chmurova und Aleksei Dovgan, die bis zum Umfallen für dieses Projekt ehrenamtlich arbeiten. Die Studierenden ziehen später miteinander weiter, um mit den hiesigen Preisträgern und den jungen Gastgebern zusammen zu sein. Ein wichtiges erstes Ziel dieses Aufenthaltes ist erreicht.

30.05.2014, Freitag

Nach der langen Nacht geht es heute mit Akt-, Protrait-  und Studienmalerei in der Staatlichen Universität weiter. Drei Stunden werden unsere Preisträger, gemeinsam mit über vierzig Kunststudierenden der UNI, in einem riesigen Flur bei tollem Licht öffentlich arbeiten. Begleitet wird diese Arbeit von drei Professoren und einem Dozenten der UNI. Auch sie arbeiten mit.

Das Aktmodell ist zur großen Überraschung aller ein fast 90-jähriger Mann, ein Veteran aus dem zweiten Weltkrieg, der drei Jahre in einem KZ in Deutschland verbringen musste. Dieser liebenswerte Mensch war ohne jeden Groll auf uns Deutsche. Und zu guter Letzt sprach er auch noch Deutsch mit uns. Er ist in Smolensk sehr bekannt, denn er arbeitet als Darsteller am Dramatheater.

Es wurde intensiv gearbeitet, denn die besten Werke sollten prämiert und besprochen werden. Auf dem Flur herrschte eine interessante Arbeitsatmosphäre. Die Studierenden zeichnete und waren sehr auf ihre Arbeit fixiert.
Nebenbei konnten wir uns deahalb mit den Professoren über einen möglichen Besuch des Hagenrings 2016 in Smolensk unterhalten. Dieser Vorschlag wurde mit großer Begeisterung augenommen und sogleich wurden Erinnerungen wach an den Besuch von Uwe Will, Bernhard Paura, Hellwig Pütter .. im Jahre 1992 in Smolensk – ach ja, dieser alte VW-Bulli mit seinen vielen Macken und es gab so wenig Benzin. Sie Professoren werden sich mit dem Malerverband zusammen setzen.
Nach und nach entstehen viele sehenswerte Zeichnungen. Auch die Professoren und Dozenten stellen ihre Werke zur Begutachtung aus. Die Zeichnungen der russischen und der deutschen Studierenden unterschewiden sich dadurch, dass die Russen nur malen was si sehen und die deutschen auch malen, was sie fühlen. Es gibt einen regen Gedankenaustausch und Sandra und Steffen, sowie vier russische Studierende werden ausgezeichnet.
Nach diesem erfreulichen Erlebnis gehen wir in das Cafe Terra, um uns ein wenig zu stärken. Bernd muss heute meine Tasche tragen, denn er hat fest daran geglaubt, das Restaunant „Mandarin Gans“ hieße „Mandarin-Ente“. So geht es dann, für mich sehr unbelastet zur Kathedrale. Natürlich sind alle von dem Gebäude beeindruckt. Wir stellen Kerzen auf und einzelne Kaufen Andenken. An einem Kiosk kaiufen wir gesegnetes Brot, dass geteilt und von allen gegessen wird.
Über den Njepr führt uns unser Weg zu zwei madroden Kirchen, in die wir aber nicht hineingehen können.

Danach trennten sich unsere Weg. Die Damen wollen sich zu einem gemeinsamen Essen bei Elena einfinden.
Steffen, Verena, Bernd und ich setzen uns später im „Samovar“ zusammen und reflektieren die vergangenen Tage. Es ist vieles gut gelaufen, aber wir denken auch über gute Veränderungen nach. Steffen schlägt vor, dass wir zukünftig den Xtudierenden Aufgaben stellen sollten, denn Künstler brauchen „Druck“ – so seine Worte.

31.05.2014, Samstag

Die Markthalle muss man am Morgen besuchen und so machen wir uns aus verschiedenen Richtungen dahin auf.
Es sind die vielen Gerüche, die man hier wahrnehmen kann – von Fleisch, Fische, Blumen Früchten,Obst, Gemüse, Nüssen, Süßigkeiten ….
Bernd versucht wieder den Trick mit der Baukamera, wie in der Kathedrale, zu fotografieren. Anfangs gelingt es auch, doch dann wir er erwischt und wir werden ermahnt. Meine Koreanische Freundin, die ich bereits seit meiner ersten Resie nach Smolensk kenne, schenkt mir wieder „Koreanische Möhren“. Draußen vor der Halle werden sie gekostet. Sie haben einen besonderen Geschmack, der von fast allen gelobt wird. Nicht von Bernd, der Traurig ist, dass hier nicht fotografiert werden darf.
Elena und Aleksei sind noch kurz zur Markthalle gekommen und wir kaufen noch Fleisch für das morgige Picknick ein. Aleksei will es marinieren, damit es besonders lecker schmeckt.
Eine sehr steile Nebenstraße gehen wir hinauf in die Stadt. Hier hat das Unwetter mit den großen Wassermassen großen Schaden hinterlassen.
Nach einem Imbiss besuchen wir das Konjonkov-Museum. Die Studierenden nehmen viele Eindrücke auf, u.a. wie dieser Autodidakt sich in seinem langen Leben weiter entwickelt hat.
Es ist noch Zeit bis zum Konzert, so dass ein jeder diese für sich nutzt.
Victor Pawljushenko empfängt uns schon unten in der Gemäldegalerie an der Treppe. Wieder gibt es eine spezielles Konzert für eine Hagener Gruppe und das zur Eröfnung des Glinka-Festivals. Sieben Gitarren – das muss man selbst gehört haben. Spontan kommt mir der Satz von Thilo Heß, dem Bassisten von POWERONOFF, in den Kopf: „Ich möchte mal mit richtigen Gitarristen fotografiert werden“. Die Gitarrengruppen hat auch unsere Studierden begeistert und deshalb gab es noch einen Tango als Zugabe, aber Verena und Bernd haben nicht getanzt, obwohl der Tango doch ihre Leidenschaft ist.

Mit Galina Galaktionova, einer unserer Gastgeberinnen in Smolensk, gehen wir gemeinsam in die „Gans“ essen. Die Gespräche über Kunst in Russland, Deutschland und im Allgemeinen werden intensiver. Plötzlich stürzen Menschen, die bis auf die Haut nass sind in das Lokal – wieder geht ein starker Regen auf Smolensk hernieder. Die Blicke der Managerin des Restaurant deuten darauf hin, dass wir doch das Lokal verlassen sollen, doch wir kaufen schnell noch für jeden ein Getränk und bleiben bis der Regen nachgelassen hat.
Elena erzählt von einem Abswasserrohrbruch in den letzten Wochen auf der Nicolayeva Straße. Zwei Tage flossen keine Abwässer aus dem Viertel ab. Sie mussten z. T. mit Eimern zu speziellen Autos gebracht werden, die sie dann abtranportierten. Das Abwassersystem ist Smolensk ist sehr alt, aber auch die Versorgungssysteme. Deshalb müssen die Menschen sich mehr und mehr auf Schäden an diesen Leitungen einrichten.
Heute ging alles gut und Verena, Bernd und ich erreichten trocken unsere Wohnungen. Die Studierenden wollten sich mit den SmolenskerPreisträgern und noch weiteren Studierenden treffen.

01.06.2014, Sonntag

Wir treffen uns erst gegen 11.30 Uhr.
Und was macht man an einem Sonntag? Einen Ausflug!
Die Textilkünstlerin Olga Bordyokova hat uns mit ihrem Mann Alexander in ihr Haus, außerhalb von Smolensk, eingeladen. Steffen und Olga werden später nachkommen. Das Taxi fährt an dem großen Friedhof vorbei und immer weiter hinaus aus der Stadt. Irgendwann biegt es rechts ab und wir fahren auf holperigen Wegen zu einer kleinen Ansiedlung von sehr schönen und großen Einfamilienhäusern. In dem Gewirr der Feldwege verliert der Fahrer etwas die Orientierung, aber mit freundlicher, telefonischer Unterstützung unserer Gastgeber, erreichen wir das Ziel.
Aleksander erwartet uns bereits auf dem Weg vor dem Haus. Er geleitet uns auf das riesige Grundstück, auf dem sich gleich rechts eine große Schlosserwerkstatt befindet. Über einen Wintergarten gehen wir ins Haus, wo Olga schon fleißig in der Küche werkelt. Zur Begrüßung zieht sie alle in ihr interessant ausgestattetes Atelier. Viele große Leinenballen sind in einer Stellage aufgehängt – hervoragende Leinenqualitäten sind die Basis ihrer Arbeit. Und die Arbeiten hängen und liegen wohlsortiert in Regalen und Schränken.
Doch mit ihrer Arbeit beschäftigen wir uns später, denn es muss das Picknick im Garten vorbereitet werden. Sascha Dolossov und Aleksei kümmern sich um das Schaschlik und einige andere bereiten die große Tafel im Garten vor.
Aber da ist auch noch Aleksander, der eine Mappe hervorkramt, in der Zeichnungen von Maschinen und Fahrzeugen zu sehen sind. Es stellt sich heraus, dass er diese selbst entwirft und auch baut und das muss selbstverständlich besichtigt werden. Zunächst bestaunen wir die Maschinen in der Schlosserei, die mit einem Scheinwerfer, natürlich Produkt Eingenbau, bei Dunkelheit erhellt werden kann. Gerade ist ein Räucherschrank für Fische in Arbeit. In einem Schuppen stehen Traktoren und Landmaschinen, aber das interessanteste Gefährt ist ein Dreirad mit überdimensionalen Reifen, mit dem man im Winter über tiefen Schnee problemlos querfeldein fahren kann.
Doch nicht nur Maschinen sind Aleksanders Intersse, er hat sich im Keller des Hauses eine Schreinerei eingerichtet, die jedem deutschen Schreiner Ehre machen würde. Aber der Clou: Auch hier sind alle Maschinen Marke Eigenbau. Mit viel Freude erzählt Sascha von seinen Arbeiten. Dieser Mann ist nur mit „Daniel Düsentrieb“ zu vergleichen – wir sind gespannt, was im Laufe des Nachmittags noch alles Zutage kommen wird.
Inzwischen sind auch Olga und Steffen eingetrudelt.

Langsam füllt sich der Tisch. Doch es ist auch Zeit für einen Gang durch den Garten und gute Gespräche. Aleksei und Sascha braten das Fleisch und trinken mit Bernd und Aleksander einen kleinen Wodka, während Aleksander gleichzeitig den alten Samovar für das heiße Teewasser vorheizt.
Bereits gestern hat Aleksei, der ein sehr guter Koch ist, eine große Menge Zweibeln eingelegt, die wir als Vorspeise mit Brot essen. Die Zwiebel schmecken sehr fruchtig, gar nicht scharf. Mit dieser Vorspeise hat Aleksei einen Volltreffer gelandet.
Olga backt eine Kohltorte, es gibt frische Gurken, die mit Salz gegessen werden, Tomaten, die tatsächlich so schmecken und ein wohl riechendes Aroma haben, frischen Paprika …..
Zu trinken gibt es selbgemachten Kompott (Saft), gesalzenes Mineralwasser, Cidre von Äpfeln und Johannisbeeren, Bier und wer möchte kann auch Wodka trinken. Aus einer nahe liegenden Quelle hat Aleksander frisches Trinkwasser besorgt. Der starke Teesud steht auf dem Tisch. Das ist das Zeichen, das wir essen dürfen, denn das Fleisch scheint inzwischen auch gar zu sein.
Aleksei teilt mit Sascha das saftige Schweinefleisch auf und jeder erhält eine ordentliche Portion.
Es wir geredet, natürlich über Olga Textilien, die sie eigenhändig färbt und bemalt, unsere Preisträger erzählen über sich und die vielen Erlebnisse der letzten Tage, auch Nächte. In letztern ist Steffen besonders umtriebig gewesen, doch es hält sich alles im Rahmen. Die Speisen sind so köstlich, dass ein jeder tüchtig zugreift, selbst Monika – da wird ihre Mama sich sehr freuen.
Den schwarzen Tee hat Olga noch mit frischer Minze verfeinert. Er muss noch ein paar Minuten ziehen. In der Zwischenzeit holt sie aus der Küche ein Kuchenblech mit einem Waldbeer-Käsekuchen. Auch das noch, doch von dieser Köstlichkeit verdrückt man leicht zwei Stückchen.
Eigentlich darf man solch ein russisches Picknick gar nicht beschreiben – man muss es erleben, und zwar in einer russischen Familie, so wie wir heute.
Alle reden, essen trinken und jeder verbreitet gute Stimmung – nur Alexander ist für einige Augenblicke verschwunden. Doch da ist er schon wieder und hat eine eigenartige selbst gebaute Maschine in der Hand. Wie sich bald herausstellt ist es eine Plastikflaschen-Schießanlage. Alexander sammelt die 1-Liter Plastikflaschen ein, füllt sie halb mit Wasser und gibt über das Maschinchen Pressluft hinzu. Danach löst er die Sperre, die die Flasche hält. Mit eine großen Knall fliegt das Geschoss durch den Garten und versprüht das Wasser. Bernd, der den Vorgang fotografieren wollte, erschrak so sehr, dass er umfiel und rückwärts über die Wiese kugelte. Na, dieses Spielzeug ist eines Düsentriebs würdig und jetzt wurde geschossen, bis die letzte Flasche zerborsten war. Vielleicht sollte man Streitigkeit mit diesen lustigen Wasserbomben austragen. Aus lauter Freude am Spiel würden sich die nassen Gesellen sicher mit geistigen Getränken verbrüdern. Wir mussten das nicht, denn wir hatten auch so einen Heidenspaß!


Leider begann es zu regnen, doch die vielen Hände brache in Windeseile den Garten in Ordnung und endlich konnten die Damen in Olgas Atelier die tollen Kleider anprobieren. Aleksei, dieser Schlingel, hat alles mittels eines Spiegels fotografiert und freute sich diebisch, dass es ihm gelunge war, ohne dabei aufzufallen. Davon wird aber nichts veröffentlicht. Bei der Präsentation der Kleider, lief Monika zu großer Form auf. Olga wollte sie unbedingt als Model in Smolesnk behalten. Auch Sandra und Verena entdeckten schicke Kleider für sich.

Die Zeit drängt und draußen warten schon die Taxen, die uns zur Philharmonie fahren sollen – um 19 Uhr ist ein Konzedrt (russische Romanzen).
Unser Taxifahrer rast wie der Teufel Richtung Smolensk. An zwei Zebrastreifen entgehen die Fußgänger nur knapp einer Katastrophe – dem Fahrer ist es egal. Man sieht immer wieder andere Autos mit hoher Geschwindigkeit durch die Stadt rasen. Vielleicht sollte man in Russland die Schweizer Verkehrsstrafen übernehmen – Führerschein einziehen und Autos versteigern. Die Stadt Smolensk könnte damit reich werden. Ein Prozent davon als Födermittel auf unser Vereinskonto und wir könnten viele schöne Kulturprojekte gestalten.
Aber Orientierung und Ortskenntnisse hatte der Taxifahrer auch nicht – die Philharmonie war ihm nicht bekannt und wir brachten ihn erst an der Staatlichen Uni zum Stehen. Von dort gingen wir zur Philharmonie. Der Taxifahrer der zweiten Gruppe war ein noch größerer Dilettant. Mit Hilfe seines Navigators hatte er sich heillos in der Stadt verfranst und muss per Telefon aus dieser Situation gerettet werden. Bernd, Verena, Monika und Sandra kamen fünfzehn Minuten zu spät in die Vorstellung.
Im großen Saal der Philharmonie verloren sich 45 Besucher. So etwas habe ich hier noch nicht erlebt, denn die Musiker waren sehr gut und innovativ.
Nach der Verstellung wollten wir nur noch etwas trinken, denn das gute Essen hatte alle hinreichend für den Rest des Tages gesättigt.

02.06.2014

Durch die zahlreichen neuen Eindrücke verfliegt die Zeit so schnell, dass wir es gar nicht richtig wahrnehmen. Heute ist ein „ich weiß nicht was soll es geben“ Wetter. Mann stellt sich also auf jedewede Wetterlage ein, denn häufig hält das Wetter nicht das von der Vorhersage gegebene Versprechen.

Inzwischen kennen alle das Torkin-Denkmal und sind auch pünktlich dort. Der komfortable Bus der Stadt Smolensk bringt uns zum Glaswerk nach Pervomaiski. Anatoli Rakitin, der Direktor erwartet uns schon hinter dem Eingangstor. Nachdem sich alle miteinander bekanntgemacht haben, gehen wir über einen großen Hof zu einer hohen Werkhalle. Der Hof ist von Grünanlagen gesäumt. Die angrenzenden Gebäude sind sanierungsbedürftig.

In der Halle befindet sich kein Glasbläser auf der Arbeitsbühne. Nur an einer Station wir Pressglas hergestellt, Wir sind zu früh gekommen, denn die nächste Schicht beginnt erst in einer Stunde. Kein Problem, denn an der nächsten Fertigungsstelle arbeiten mehr als zehn Frauen, die Muster in die Gläser schleifen. Die Frauen arbeiten rasant schnell und es ist nicht leicht ein Foto ohne Unschärfe zu schießen, doch einige sind sehr gelungen und vermitteln eine Vorstellung von den Leistungen dieser Kunsthandwerkerinnen.

Anatoli erläutert uns an jeder Station, um welchen Arbeitsschritt es sich handelt, Nach den Schleifvorgängen folgt eine chemische Behandlung des Glases, damit es klar wird. Wir verlassen das Gebäude und klettern in einem anderen Haus bis in das dritte Stockwerk, um in das Glasmuseum zu gelangen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, was die Menschen hier noch vor Kurzem geleistet haben. Bis vor Kurzem: Weil es keine Facharbeiter oder Facharbeiterinnen mehr gibt, die farbiges Glas gestalten können. Das ist sehr bedauernswert, denn die Erzeugnisse halten jedem Vergleich mit Böhmischem Glas stand. Früher gab es im Smolensker Gebiet zahlreiche Glaswerke, heute nur noch dieses. Hierhin sollte man Subventionen geben, damit diese Industrie und dieses edle Handwerk wieder an Ansehen gewinnt und für Smolensk würde das neue Arbeitsplätze bedeuten. Verena und Bernd liebäugeln mit dem Kauf einer Vase, aber das ist bekanntlich in Museen nicht möglich, auch nicht aus den Magazinbeständen.

Von dem Museum geht ist in das Atelier des Hauskünstlers des Glaswerks Wladimir Berdnikov. Doch er spricht nicht so sehr mit uns, sondern ausschließlich mit den mitgereisten Journalisten. Macht aber nichts, denn wir stöbern selbst in allen Ecken, sind aber nur von einzelnen Werken angetan.

In Gesprächen meinen wir, dass das Werk besser beraten wäre, jährlich einen anderen Künstler zu beschäftigen, damit mehr kreative Impulse in die Produktion fließen. Ein wenig drängt sich der Gedanke auf, dass vor zwei Jahren noch mehr Menschen hier in Arbeit und Brot standen, denn 2012 haben wir einige Produktionshallen mehr besichtigt.

Jetzt sind die Glasbläser an der Arbeit. Auf der Bühne herrscht nun ein geordnetes Gewusel. Fünf Menschen sind hier auf der Bühne an dem Herstellungsprozess eines kleinen Weinglases beteiligt. Davon ist nur einer ein Glasbläser, die anderen vier arbeiten ihm in einem genau getakteten Rhythmus zu – die Harmonie ist genial. Aber auch anstrengend, weil sie in diesem Takt ca. zwei Stunden arbeiten.

Der Magen knurrt schon gehörig und endlich dürfen wir in die Kantine. Ein Tisch ist für uns randvoll gedeckt – wohlbemerkt, nur mit köstlichen Vorspeisen. Und mittendrin eine kleine Köstlichkeit: Ein Mischung aus Roten Beeten mit Meerrettich.

Bei Anatoli kommt man nach einem Tost nicht um einen kleinen Wodka herum, aber sofort danach steht schon der erste warme Gang auf dem Tisch: Gebratene Schweineleber aus eigener Produktion. Ja, dass ist richtig, denn das Werk unterhält für die Beköstigung der Mitarbeiter eine Landwirtschaft. Diese Leber ist sehr zart und zergeht auf der Zunge. Steffens Worte: „So schmeckt Leber?“ Und Bernd: „Kann ich noch ein Stückchen bekommen?“ Ja, ja, alle bekommen reichlich, doch da schweben schon die Frikadellen herein, mit Souce und Salzkartoffeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Menschen neidisch werden, wenn sie dies lesen oder mir gar nicht glauben. Zu den Frikadellen kann ich nur eines sagen: Lecker!!!!

Und zwischendurch gab es den einen oder anderen Tost, egal, ob mit Wasser oder Wodka.

Zu guter Letzt folgte noch eine Runde mit Rindergeschnetzeltem. Das war auch „super“, aber selbst bei den Hungrigsten wurde die jetzt Leistungsgrenze deutlich.

Zum letzten Tost wird in Russland meistens Champanger getrunken – alte Tradition! Da es keinen Champus gab, wurde Weisswein in die kleinen Schnapsgläser gefüllt – Anatoli: „Neu Tradition!“

Resumee: Wir haben allerbeste künstlerische und kulinarische Erfahrungen mitgenommen und danken den Organisatoren Elena und Aleksei und Anatoli Rakitin dafür!

Es regnet in Strömen und nach 2 Stunden sind wir zurück in Smolensk. Der Busfahrer lässt uns am Kaufhaus Zebra aussteigen, denn hier gibt es einen Laden der Werkes –offenbar ist er nach unserer Anregung vor zwei Jahren eroeffnet worden.

Bernd und Verena kaufen hier ein.

Das Wasser wird wieder nicht von den Gullis aufgenommen und durch tiefe Pfützen eilen wir in die neue „Mandarin Gans“. Essen geht nicht mehr, aber Kaffee und Tee helfen, etwas munterer nach der Fahrt zu werden. Der morgige Tag ist schnell besprochen und danach gehen wir zu unseren Wohnungen.

Sascha teilt mir mit, dass die Regierung von Kief von Flugzeugen Bomben auf die Stadt Lugansk geworfen habe. Er macht sich Sorgen um die Großeltern, die in der Ukraine leben.

Auf der Straße gehen die Menschen, wie immer, ihres Weges. So auch ich. Aber die Gehehnisse in der Ukraine berühren mich, obwohl ich noch nicht weiß, ob die Nachrichten zutreffen. Im Laden an der Ecke kaufe ich Wasser und alles ist wie immer. Die Menschen kommen von der Arbeit und machen noch letzte Einkäufe für den Abend.

03.06.2014

Lena und Aleksei haben die Migrationsangelegenheiten erledigt. Auf der Fahrt zu den Hügelgräbern bei Smolensk geben sie uns die Zettel für die Rückreise nach Deutschland.

Zwanzig Minuten später sind wir schon auf dem Ausgrabungsgelände. Der Musuemsdirektor erwartet uns mit einigen Mitarbeitern und zwei Damen von der Tourismusbehörde sind auch dort. Sie wollen sehen, wie dort Führungen durchgeführt werden.

UnserFührer, ein rundlicher älterer Herr, spricht laut, schnell, lange und verwendet nurFachbegriffe, die unsere Dolmesterinnen nicht übersetzen könnent. Er lebt wahrscheinlich in der Vorstellung, dass man nur laut genug sprechen muss, dann wird auch sein Vortrag verstanden. Lena und Olga geben sich große Mühe ihn zu bremsen, aber so recht will das nicht gelingen.

Wir wandern durch den Wald und an unterschiedlichen Stellen werden wir über die Ausgrabungen informiert. Die Verstorbenen wurden hier grundsätzlich verbrannt und ihre Habseligkeiten wurden mit in das Grab geben. Es wurden u.a. Münzen mit arabischer Schrift gefunden und Keramik aus Ägypten. Akelsei kann sich einen Scherz nicht verkneifen: „Tut ench Amun haben wir noch nicht entdeckt.“ Aber eines ist doch sich: Smolensk lag schon vor 1.000 Jahren an einem bedeutenden Handelsweg. Unser Führer geht weiter in den Wald und erklärt, dass der Djepr bis hierher einen Seitenarm hatte und auf eine Hektar lag an diesem Ort die alte Stadt Smolensk mit ca. 2.000 Einwohnern.

Über die Eisenbahntrasse Brest-Moskau kommen wir zu einem sehr schönen kleinen See. In einem großen Bogen wandern wir durch den kühlen Wald und erreichen schließlich einen Platz an dem ein Picknick für uns bereitet wird: Mittelalterliche Speisen (Buchweizen mit Schweinefleisch) wird über offenem Feuer gegart. Salate und ein Honigbier sowie Kräutertee stehen zum Verzehr bereit. Alles ist köstlich und der Direktor des Museums und seine Mitarbeiter informieren uns weiter über diesen Ort und die gefunden Gegenstände, die auch als Schmuckstücke angeboten werden. Da können die Damen. nicht widerstehen. Die Studierenden zeichnen Skizzen und wir schauen uns die Pflanzen an. Es ist eine sehr intakte Natur. Der Eine oder Andere gestattet sich ein Nickerchen.

Gegen 15 Uhr holt und der Bus ab und auf dem Weg in die Stadt machen wir noch einen Abstecher auf den Soldatenfriedhof, auf dem tausende deutsche Soldaten begraben liegen. In der Stadt trennen sich die Wege: Verena, Bernd und Steffen folgen der Einladung von Tamara, um an einen See zu angeln und dort die Nacht zu verbringen. Unsere Damen möchten sich erholen und noch Andenken kaufen – wird auch höchste Zeit. Lena Aleksei und ich besprechen die Rückreise und den Aufenthalt der Smolensker Gruppe  im August in Hagen. Es ist immer wieder sehr schön in Aleksei s Atelier, aber wir widmen uns auch ernsten Themen. Aleksei hat Filme von Ereignissen in der Ukraine gespeichtert: Die meisten willst du nicht sehen, denn das Gezeigte ist zu grausam. Er öffnet einen Film und wir sehen einen Platz mit Bäumen, der von einer Kamera auf dem Dach eines angrenzenden Gebäudes gezeigt wird. Zahlreiche Menschen in ziviler Kleidung gehen entlang, Frauen mit Kinderwagen und Kind auf dem Arm oder an der Hand. Einige Autos fahren langsam vorbei. Und plötzlich schlagen von rechts fünf Raketen ein. Die Mütter greifen ihre Kinder und rennen um ihr Leben, auch die anderen Passanten fliehen. Dann endet der Film. In zwei anderen Nachrichten wird mitgeteilt, dass Obama und Rassmussen anregen, man müsse jetzt unbedingt im Westen aufrüsten. Wir können den Vorschlage, wenn er denn stimmt, nicht nachvollziehen. Warum Aufrüsten. Die USA und die Nato sollten vielmehr die Machthaber in Kief bremsen, die rüsichtslos auf auf Zivilsten mit Raketen schießen.

Lens und ich fahren in die Stadt zurück, denn sie möchte sich noch mit den jungen Künstlerinnen treffen.

04.06.2014

Mit Oleg besuche ich am Morgen eine Bank. Sie ist an einem akedemischen Austausch interssiert. Frohe Kunde an Michael in Hagen. Wir haben einen der besten Partner für Eure Ideen gefunden und der erste Austausch soll noch in diesem Jahr gestaltet werden. Abschied von Oleg und Katja, aber vielleicht kommen sie doch zum Abschiedsessen.

Die Wege und Plätze sind voll mit entspannten Menschen, die das warme Wetter genießen. Überall in der Stadt malen Schulklassen in den Parks. Mehr als 300 Kinder habe ich gezählt. Alle sind eifrig bei der Sache. Verena, Bernd und Steffen sind noch nicht zurück, Die Damen kaufen noch etwas ein. Wir bereiten unseren Abschied von Smolensk vor.

Verena, Bernd und Steffen hatten im russischen Outback Abenteuer pur. Wladimir (nicht jenem aus Moskau) und Anatoli haben ihre Geländewagen im Sumpf auf dem Weg zum Dnepr festgefahren. Nach harter Arbeit hatten sie sich wieder befreit und danach konnte das Campen beginnen. Sie sind gesund und munter zurückgekehrt. Für die drei war es ein Erlebnis der besonderen Art.

Der Abbau der Ausstellung zog sich etwas in die Länge, weil einige Künstler ihre Werke nicht abholen konnten.  Aleksei musste alles in sein Atelier transportieren.

So waren wir beim Abschiedsessen zunächst unter uns Hagenern. Nur Ira und Ihre Freundin waren gekommen. Doch nach und nach trudelten auch die Smolensker ein und es wurde ein fröhliches Miteinander. Oleg kam noch mit Söhnchen Dennis. Kleine Geschenke wechselten den Besitzer. So ging eine intensive Zeit harmonisch zu Ende: Für unsere Preisträger und deren neue Freundinnen und Freunde mit einem ausgedehnten Spaziergang.

Jetzt waren es nur noch sechs Stunden bis zu unserem Abschied von Smolensk.

Portraits von einigen Menschen, die dieses Projekt geprägt haben:

05.06.2014

Aleksei ist zu Fuß zu mir gekommen. Es ist 02.30 Uhr und um die 20 Grad warm. Das Taxi kommt, doch es ist sehr klein. Mein Koffer passt zunächst hin, aber was wird mit Bernd und Verenas Koffern sein. Nach zehn Minuten sind wir an der Wohnung der Beiden. Irgendwie gelingt es, zwei Koffer in den Kofferraum zu klemmen. Den dritten Koffer nehmen Aleksei und ich auf den Sch0ß. Wieder ein Taxifahrer ohne Ortskenntnis. Wir müssen ihn zum Tjorkin-Denkmal einweisen.

Zukünftig kann man in Smolensk als Ausländer nicht mehr allein mit dem Taxi fahren, denn man kommt überall hin, aber mit diesen neuen Taxifahrern, die nicht aus Smolensk stammen. Man kommt nicht ans Ziel, weil sie die Straßen von Smolensk nicht kennen.

Die Gruppe ist schon vor Ort und gegen 3 Uhr startet der Bus in Richtung Moskau. Zunächst haben unsere drei jungen Frauen noch viel zu erzählen, aber alsbald werden sie von ihrer Müdigkeit übermannt. Der Fahrer kann zügig fahren und nach etwa der halben Strecke machen wir eine Pause an einer Raststätte. Auf dem Weg bis hierher haben wir zahlreiche Elchkühe gesehen. Der Fahrer meint es wären 22 gewesen – kann sein. Es ist schon imposant, wenn man diese erhabenen Tiere neben der Straße traben sieht.

Nach ca. drei Stunden sind wir in Moskau und schon ist der Stau unser Begleiter. Immer mehr Hochhäuserstädte schießen vor den Toren Moskaus aus dem Boden – hier wird in großem Stile Geld verdient. Leider kommt die Infrastruktur nicht mit. Hier gibt es keine U- oder S-Bahnen und die Straßen können das jetzige Verkehrsaufkommen kaum fassen. Jeden Morgen dieses Erlebnis zu haben nach Moskau zu fahren ist Stress in höchstem Maße. Die Autofahrer sind sehr aggressiv. Am schlimmsten sind jedoch die Motorradfahrer, die mit hohem Tempo zwischen den Autos daher preschen. Wir erleben den Stau ca. drei Stunden. Dann lässt uns unser Fahrer am Platz des Sieges aussteigen und fährt mit unseren Koffern zum Flughafen, um dort auf uns zu warten. Die U-Bahn bringt uns nach fünf Stationen zum Roten Platz. Es ist noch sehr ruhig am Morgen. Deshalb können wir das Leninmausoleum, den Kreml, die Kirche mit den Zwiebeltürmen, das Kaufhaus GUM … Der Blick von der Moskwa-Brücke auf den Kreml ist in der Morgensonne besonders schön.

Leider hat GUM noch geschlossen, so dass wir noch kein Eis essen können. Wir entscheiden uns zur ewigen Flamme zu gehen. Leider ist der Park wegen einer erwarteten Kranzniederlegung geschlossen, so dass nur aus Richtung Bibliothek eine Wachablösung beobachtet werden kann. Monika, Olga und Steffen hatten keine Lust mitzugehen und sind irgendwo untergetaucht, aber es war haben ja einen Treffpunkt vereinbart.

Zurück zum GUM, das jetzt geöffnet ist und endlich Eis kaufen, auch für Sandra, die vor GUM in ihr Skizzenbuch zeichnet. Dabei wird sie von Chinesen umringt und unablässig fotografiert. Sie erträgt es mit stoischer Ruhe. Wir anderen gehen ins GUM, um dort einzukaufen. Ja, richtig einzukaufen. Das kann man auch im GUM mit „kleinem“ Geldbeutel, wenn an sich auskennt. Außerdem kann man sehr gut die Toiletten im dritten Obergeschoss nutzen. Nach dem Besuch zahlreicher Geschäfte gönnen wir uns eine Erfrischungspause.

Um 12 Uhr treffen wir uns, wie vereinbart, und fahren zum Kiewskij-Bahnhof. In der Wartehalle zum Aero-Express gibt es einen Kiosk, an dem große Kartoffeln mit unterschiedlichen Saucen angeboten werden. Hier schlagen die hungrigen Mäuler zu, denn sie haben es nicht geschafft allein zum Essen zu gehen. Der gut gekühlte Zug transportiert uns in 40 Minuten zum Flughafen. Unser Fahrer ist geschwind zur Stelle und lädt die Koffer aus. Sandra öffnet noch einmal kurz ihr Gepäck, um Lena die Bilder von „de Cleur“ wiederzugeben, die sie versehentlich eingepackt hat. Schnell lege ich noch mein Taschenmesser in ihren Koffer, damit es mir bei den Kontrollen nicht abgenommen wird. Das Einchecken ist wesentlich angenehmer als in Düsseldorf. Überhaupt ist der Flughafen Wnukowo weitläufiger und auch weniger überlaufen als die beiden anderen Moskauer Flughäfen. Es gibt bequeme Wartebereiche, doch kostet hier ein kleiner Kaffee fünf Euro. Alles hat eben einen Haken.

Unser Flieger kommt mit 45 Minuten Verspätung aus Deutschland an und entsprechend setzt sich das bis zu unserem Abflug und zur Ankunft in Düsseldorf fort.

Es liegen ereignisreiche zwölf Tage hinter uns, die erst einmal verarbeitet werden müssen.

Presse: Michael Efimkin interviewt H.-W. Engel zur Arbeit des Freundeskreis Hagen-Smolensk;  REN-TV Zur Ausstellungseröffnung

Unterstützt von :

De Cleur, Heinrich

Frau Inge Bergmann-Heß hat sich an den Freundeskreis Hagen-Smolensk gewandt, weil sie in den Unterlagen ihres Vaters Willy Bergmann in einer Papierhülle Drucke von zehn Federzeichnungen des Künstlers Heinrich de Cleur gefunden hat. H. de Cleur war als Gefreiter der Deutschen Wehrmacht 1942 in Smolensk und hat seine Federzeichnungen als Drucke seinen Kameraden geschenkt. Auf den Geschenkumschlag hat er oben rechts den Namen „Bergmann“ geschrieben.

Trotz umfangreicher Recherchen konnten wir über H. de Cleur seit 2014 nichts herausfinden. Wir hatten zwar ein Gespräch mit einer Dame gleichen Namens, aber das hat keine Erkenntnisse über den Menschen gebracht. Völlig überraschend hat sich im September 2024 der Enkel des Künstlers per mail an uns gewandt.

Der Freundeskreis Hagen-Smolensk (vertreten durch Hans-Werner Engel) hat die Zeichnung bzw. Drucke am 23.11.2016 im Beisein von Aleksej Dovgan, Ekaterina Zakharova, Dario Weberg und Martin Brödemann offiziell  der Gemäldegalerie der Stadt Smolensk (Tamara Orlova, stellvertretende Leiterin) als Geschenk überbracht.

Nachfolgend die Fotogalerien mit seinen Zeichnungen:

Förderstudienreise der Hagener Preisträgerinnen und des Preisträgers nach Smolensk

Die Vorbereitungen für die Förderstudienreise der Preisträger des Wettbewerbs „Junge2Kunst“ und der Preisträgerin unseres Journalistenpreises laufen auch Hochtouren. Die Smolensker Freunde haben wieder ein hochinteressantes Programm für die jungen Menschen erarbeitet.

Über die Zeit in Smolensk werden wir, wie von den letzten Reisen gewohnt, durch täglichen Bericht auf unserer Internetseite informieren.

Nachfolgend das Plakat der gemeinsamen Ausstellung der Smolensker – und Hagener Preisträger im Teneshova-Kulturzentrum:

Diese Gruppe wird in Kürze die Reise nach Smolensk antreten:

Preisträger Kunstpreis Jury: Sandra Opitz und Steffen Jopp

Publikumspreisträgerin: Monika czuczman

Journalistenpreisträgerin: Olga Kourova

Alle studieren an der TU-Dortmund

Begleitet wird die Gruppe von Verena und Bernd Müller; Organisation: Hans-Werner Engel

Der „Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Hagen Smolensk e. V.“ löst sich auf

Hans-Joachim Geisler informierte uns über den Auflösungsbeschluss, den die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Hagen-Smolensk e. V. im April 2014 gefasst haben. Damit geht eine Ära zu Ende. Wir bedauern diese Entwicklung und haben großen Respekt vor dieser Entscheidung.

Viele engagierte Menschen haben in diesem Verein erfolgreich an der Umsetzung der in der Satzung formulierten Ziele gearbeitet.

An dieser Stelle erinnern wir uns und nennen die Namen derer, die uns geläufig sind und die sich über viele Jahre engagiert haben und es noch immer tun: Eva Clostermann-Oberpichler, Helmut Höfner und seine Frau Ursula, Sepp Moritz, Dr. Reinold Busch, Waldemar Laschat, Helmut „Teddy“ Dreier, Marlies Döring, Fritz Werner Körfer, Gabi Hassler, Volker Schwiddessen, Familie Winnen, Elvyra Besarese , Hans-Joachim Geisler und viele weitere Menschen. Die Arbeit dieser Menschen bleibt ein Teil der Geschichte dieser nunmehr fast dreißigjährigen Städtepartnerschaft zwischen Hagen und Smolensk.

Wir sagen allen ein herzliches Dankeschön für Ihre Leistungen, wo immer Sie diese erbracht haben!!

Seine geplanten Projekte wird der Verein noch zu Ende durchführen.