Einführen in die Ausstellung „Mensch sein – auch im Krieg“ wird Hans-Werner Engel.
Fotos (O. Engel) von der Eröffnung der Ausstellung:
Der Kölner Künstler, Franz Niessen, zwar im Jahre 1942 in Smolensk als Wehrmachtsangehöriger stationiert. Er hat in dieser Zeit zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle erstellt. Erst 25 Jahre nach seinem Tod hat seine Enkelin, Beatrix Riederer, diese Werke wieder entdeckt und über eine mögliche Verwendung nachgedacht. Sie ist dabei im Internet auf diese Seite gestoßen und hat Kontakt mit unserem Verein aufgenommen.
Wir haben uns persönlich kennen gelernt und Frau Riederer hat sich nach Absprache mit weiteren Familienmitgliedern entschieden, dem Freundeskreis Hagen-Smolensk die Bilder des Großvaters, die dieser in Smolensk gemalt hat, zu überlassen. Der Vorstand des Freundeskreises wird die Bilder im Herbst 2013 den Bürgern der Stadt Smolensk zum 1.150 Stadtjubiläum schenken.
Wie jeder nachvollziehen kann, kommt es recht selten vor, dass Soldaten im Krieg malen. In Russland gibt es bisher kein Bild eines Deutschen in einem Museum, der Schauplätze des Krieges künstlerisch festgehalten hat. Auch aus diesem Grunde ist es für uns eine große Freude, der Stadt Smolensk dieses einmalige Geschenk machen zu dürfen.
Aber bevor die Bilder endgültig aus Hagen, Köln und Deutschland verschwinden und an ihrem neuen Bestimmungsort einen angemessenen Platz finden, möchten wir sie gern dem interessierten Publikum vorstellen.
Das Plakat haben Bernd Müller und Hans-Werner Engel gestaltet.
Franz Nießen wurde am 18.03.1904 in Ratingen am Niederrhein geboren. Die Familie (8 Jungen) zog nach Köln-Kalk, wo Nießen nach der Schulzeit bei der Glasmalerei Preckel eine Lehre zum Glasmaler absolvierte. Er studierte an der Kölner Werkschule und beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der Glasmalerei. Zu seinem freiberuflichen Schaffen in der Vorkriegszeit gehörte die bildende Kunst in verschiedenen Ausprägungen; Sakrale Kunst (u. a. Restauration von historischen Fenstern in Kölner Kirchen, Malerei, Werbegrafik (Plakatgestaltung) und Schaufenstergestaltung für Kölner Kaufhäuser.
Ab 1940 war Franz Nießen bis zum Ende des Krieges bei der Wehrmacht (im Osten). Nach seinen späteren eher spärlichen Hinweisen erinnert sich sein Sohn, dass er in Smolensk (auch in Minsk) auf der Schreibstube im Rang eines Unteroffiziers eingesetzt war. Das gab ihm offensichtlich den Freiraum für künstlerisches Schaffen in jeglicher Form, er erstellte: Bleistift-Studien, Skizzen und Portraits, Aquarelle und nicht zuletzt gestaltete er Kulissen für Bühnenaufführungen und Feste der Truppe. Anm.: Das farbige Portrait, dass Kurt Engen gemalt hat weist im Hintergrund auf das Bühnenstück „Rumpelstilzchen“ hin.
Die in Köln lebende Familie wird während des Krieges mehrfach evakuiert, zuletzt nach Wernsdorf/Thüringen in der Nähe von Gera. Nießen kommt nach Kriegsende zur Familie und betätigt sich in Thüringen als freischaffender Künstler mit viel Erfolg vor allem in Greiz. Es soll dort auch Ausstellungen seiner Aquarelle gegeben haben. Ein von ihm geschaffenes bemerkenswertes Abendmahl als Freske in der Kirche von Clodra 1946 fällt in diese Schaffungsperiode.
1950 kehrt die Familie nach Köln zurück. Nießen nimmt seine Arbeit als freischaffender Künstler in seinem Genre wieder auf. In Köln arbeitet er mit der Glasmalerei Botz & Miesen zusammen, zu deren Künstlerkreis namhafte Kölner Künstler wie Paul Pauli und Toni May gehörten. Eines seiner Hauptwerke war in den fünfziger Jahren die Gestaltung eines Glasfensters zur historischen Stadtansicht Kölns über dem Haupteingang des Kölner Hauptbahnhofs im Auftrag von Klosterfrau Melissengeist. Es ist leider vor Jahren im Zuge der Renovierung des Hauptbahnhofes ausgewechselt worden und befindet sich heute in einer Privatsammlung.
Danach widmet er sich der Arbeit an Kirchenfenstern in den USA u. a. an Kirchen in Texas und Minnesota, was ihn Mitte der sechziger Jahre dort hin verschlägt.
In seinen späteren Jahren hat er sich verstärkt der Portraitmalerei zugewandt.