1. und 2. April 2012
Der Zug von Dortmund nach Moskau hat 15 Minuten Verspätung, sagt die Bahn, doch er kommt 15 Minuten zu früh. Aber der Wagen mit der Nummer 183 ist wirklich angehängt, modern ausgestattet und wir finden sogleich unsere Abteile: Betten bauen und ab in die Falle.
Erwachen in Polen bei strahlendem Sonnenschein und einem traumhaften Wolkenpanorama. Vieles hat sich seit der letzten Reise positiv verändert.
Alle haben gut für das leibliche Wohl vorgesorgt – Wurst, Käse, Brot, Suppen, Hühnerbeine, Kekse, Schokolade, Kaffee und Tee – natürlich getrunken aus den unvergleichlichen Glasbechern der russischen Eisenbahn. Die Kontrollen in Brest sind inzwischen durchaus human geworden. Die Deutsch sprechende Zöllnerin hat uns als Reisegruppe im städtepartnerschaftlichen Austausch erkannt und bildlich durchgewunken.
3. April 2012
Die zweite Nacht im Zug. Wir sind schon sehr müde, doch es gibt gute Gespräche mit gleichgesinnten Mitreisenden. Weissrussland erleben wir schlafend. Erst in Orscha werden wir wach – ach du je, sehr viel Neuschnee. Noch sehr müde erreichen wir eine Stunde später Smolensk.
Welch ein herzlicher Empfang – trotz eisiger Kälte und viel Neuschnee sind alle Gastgeber und viele Freunde erschienen und bringen uns zu unseren Quartieren. Es ist fünf Uhr morgens und Bernd und Ingeborg wollen noch mit ihrer Gastgeberin einen kleinen Einkauf erledigen. Kaum auf dem Gehweg, reisst das Eis Ingeborg die Beine unter dem Gesäß weg und sie liegt auf dem Wertesten. Der Weg führt sofort zurück in die Wohnung und ins Bett – gottlob wohl nur mit einer derben Prellung.
Unser erster Treffpunkt ist die Teestube Samowar – und wer sitzt dort schon: Der Hagener Hans-Werner Wischnewski im Gespräch mit Oleg Krolikov – die Welt ist ein Dorf. Wir trinken also zusammen einen Kaffee – und in ein paar Minuten kommen unser Gruppenmitglieder.
Sandra ist nicht gekommen. Telefone glühen und zehn Minuten später ist die kleine Herde wieder beisammen. Wir erkunden ein wenig die Stadt – Dramatheater, Philharmonie, Gemäldegalerie, Humanistische Universität und eine Bank. Geld wechseln ist angesagt und aufwärmen.
Elena und Aleksander treffen bei uns ein und es geht zur Kathedrale. Inzwischen scheint die Sonne und die glänzenden Kuppeln entfalten ihre volle Pracht. Alexander weiß viel zu erzählen und wir hören gespannt zu, doch die riesige goldene Ikonenwand zieht jeden von uns in ihren Bann. An der Ikone der Mutter Gottes von Smolensk stellen wir für unsere Liebsten zu Hause Kerzen auf und entzünden sie vorsichtig. Die Stimmung in diesem Raum lässt jeden in sich kehren. Liv erwirbt einige Fotos und draußen kaufen wir an einem Kiosk Brot – einfach lecker und gefüllt mit Früchten.
Bergauf lassen sich die eisglatten Gehwege besser bewältigen. Als ich meine neugierige Nase noch einmal bei Samowar hereinstecke, sehe ich in einer Ecke den Schauspieler Andrej Kurganov, Überraschung und riesige Freude beiderseits. Wir werden uns wieder treffen. Aber unsere kürzer werdenden Schritte reichen nur noch bis zum Restaurant Russischer Hof im Glinka-Park. Endlich etwas Russisches essen – Blinis. Die „heißen Blins“, mit Käse gefüllte Pfannkuchen, sind unwiderstehlich und die geballte Farbenpracht in diesem Restaurant lässt uns in Russland ankommen.
Aleksej ruft an! Unsere Kunstwerke müssen in die Universität, aber er schafft es nicht allein. Bernd und Ingeborg gehen mit Said, Sandra und Liv in ihre Wohnung. Elena und ich eilen zu Aleksej. Als wir an der UNI ankommen, hat er doch schon fast alles geschafft. Die Frau des Rektors begrüßt uns – sie wird auch übermorgen zur Ausstellung kommen. Aleksejs Bilder müssen noch aus dem Atelier her, so setzen wir uns in Trab. Elena holt die anderen Gruppenmitglieder ab. Ein Freund von Aleksej mit einem riesigen Geländewagen, deutscher Militärkleidung aber viel Humor transportiert die Bilder zur UNI. Am Smirnovplatz kaufe ich noch eine Torte für unser Abendessen.
Lena kocht mit Aleksej in dem kleinen und doch so gemütlichen Atelier. Wir genießen die Zeit, philosophieren über die Wirkung blonder und andersfarbiger Haare, essen und trinken und essen und trinken, schauen Bilder an und leben … Allen geht es gut, nur ich bin zwischenzeitlich kurz ziemlich blass gewesen, als mein rechtes Bein cirka 50 cm im Boden von Aleksejs Atelier versank. Nun ja, am ersten Tag haben wir die kleinen Unfälle unbeschadet gemeistert. Das erfrischende Lachen von Sandra bleibt auch positiv in Erinnerung.
Für heute reicht es. Wir gehen mit vielen wunderbaren Erlebnissen zu unseren Gastgebern. Alle sind gesund und guter Dinge. Die Straßenbahn rumpelt mich noch zum Restaurant Viktoria und mit der Hilfe mehrerer Restaurantbesucher bestelle ich einen Tisch, es soll ein „schwedischer Tisch“ sein – man darf gespannt sein, ob es geklappt hat.
4. April 2012
Heute steht Arbeiten auf dem Plan. In der Humanistischen Universität wird die Ausstellung aufgebaut.
Es stellt sich bald heraus, dass wir hier überflüssig sind, denn Sascha und Aleksej wollen uns das Geheimnis ihrer fliegenden Knoten nicht preisgeben – sie sind unbestechlich. Unser erstes Vereinsmitglied aus Smolensk, Katja Khramova, begleitet uns deshalb zum Konjonkov-Museum. Dort sind wir die einzigen Besucher und werden vom Personal auf das Vornehmste umsorgt. Gemeinsam erklären sie uns die beindruckenden Skuplturen, die Konjonkov in seinen fast einhundert Lebensjahren geschaffen hat – mehr als sechshundert gibt es auf der ganzen Welt und sehr viele sind in diesem feinen, kleinen Museum ausgestellt. Er ist in der Tat nur mit August Rodin zu vergleichen – u.a. die aus Gips geformten Kinder-Ebenbilder. Wir dürfen sogar fotografieren.
Über die Fußgängerallee schlendern wir in Richtung Nikolaieva zum Restaurant Viktoria. Der sog. Schwedische Tisch (so wird in Russland ein Buffet genannt) erwartet uns breits mit einer riesigen Auswahl russischer Köstlichkeiten. Nicht alle Gastgeber und Mitglieder können kommen, doch Ksenia, Katja und Yulia sind zusätzlich erschienen. Die Atmosphäre ist entspannt, denn wir sind jetzt offentsichtlich richtig in Smolensk angekommen.
Wie hektisch wirken hingegen die Hagener Boxer und Ringer, die plötzlich auch im Restaurant eintrudeln – schnell essen und wieder fort zum Wettkampf, denn sie haben nur noch zwei von vier Tagen in Smolensk. Wir freuen uns trotzdem, Sie zu begrüßen und wünschen ihnen Erfolg. Aber die Situation ist ein wenig wie in dem kleinen Örtchen Ottmarsbocholt im Münsterland – alle treffen sich immer in derselben Kneipe, obwohl Smolensk inzwischen hunderte Cafes und Restaurants hat.
Nach dem Essen erlauben wir uns noch einen Besuch in dem großen Supermarkt, der durchaus gehobenen westlichen Ansprüchen genügt. Intersseante Angebote, z.B. lose zu kaufende Riesengarnelen in drei unterschiedlichen Größen ….. Für unsere fleißig werkelnden Ausstellungsaufbauer kaufen wir ausgesuchtes tschechisches Pivo. Wie sollte es anders sein, beim Verlassen des Supermarktes treffen wir Natalia, die Deutschdozentin der SHU.
Unter den Studenten sind die Straßenbahnen zum bevorzugten Fotomotiv geworden. Jetzt müssen wir endlich damit fahren – 10 Rubel Fahrpreis (25 Cent), von einem Ende zum anderen der Stadt, können wir gerade noch zusammenklauben. Leider kommen nur die neuen Bahnen – doch nach 15 Minuten hören wir ein altes Modell nahen. Mit Mühe bewältigen wir den Einstieg und genießen schweigend das besondere Körper- und Hörerlebnis dieser Straßenbahnfahrt inklusive Schaffnerin.
Vor der UNI kommen uns die Regisseurin Elena Kurjanova und der Schauspieler Andrej Kurganov entgegen. Andrej eilt weiter, während Elena schnell mit uns zurück zur UNI geht und wir dort das Schauspielprojekt für den Oktober 2012 besprechen – 15 Minuten und alle Probleme sind bewältigt.
Erkenntnis: Ich mache nie mehr irgendwelche Termine in Smolensk, es laufen uns sowieso alle sofort über den Weg. Die wesentliche Planung ist die Veranstaltung eines Ostrowski-Festivals in Smolensk mit dem Dramatheater, MIRACLE und dem SchlossSpieleEnsemble. Und schon entschwindet Elena in Richtung St. Petersburg.
Sascha und Aleksej gelingt eine tolle Hängung der Bilder – immer im Wechsel ein junger und ein gestandener Künstler oder eine Künstlerin. Die Jugend übt derweil Russisch – sie wollen sich heute Abend noch in einem Cafe treffen. Blitzschnell erkannt, ziehen wir Älteren uns zurück – ein erstes wesentliches Ziel haben wir erreicht. HURRA, sagt in solchen Fällen unser Freund Sascha.
5. April 2012
Es ist sieben Uhr am Morgen. Ein Blick aus dem Fenster – – UJES, wird heute Morgen fast jeder Smolensker sagen, denn es sind ca. 20 cm Neuschnee gefallen. Väterchen Winter ist im April 2012 lästig wie eine Fliege. Ich bin gespannt, wie viele Smolenskerinnen trotzdem heute mit hochhackigen Pumps unterwegs sein werden. Derweil schaue ich mich schon einmal nach gefütterten Stiefeln um.
Die Straßen sind geräumt und der Verkehr fließt. Wir können auch von den Russen einiges lernen – jedenfalls über den Umgang mit Schnee. Wir machen einen Ausflug zur Markthalle.
Elena, Sascha und Aleksej haben ganze Arbeit geleistet – die Ausstellung ist mehr als gelungen. Das stellvertretende Stadtoberhaupt, Herr Levant, der Rektor der SHU, Nicolai Mazhar, H.-W. Engel und Aleksej Dovgan eröffnen die Ausstellung – Larissa Borissenkova dolmetscht. Die Preisträger werden besonders vorgestellt und auch die etablierten Künstler. Viele interssierte Menschen sind erschienen, schreibende Presse und der Sender REN-TV. Morgen wird ausführlich in Zeitungen und im TV über unser Projekt berichtet – wie schön wäre es, wenn bei uns in Hagen auch so ausführlich über die Kultur berichtet würde und auch noch so kompetent.
Gleichzeitig müssen unsere Pässe noch zum Migrationsamt, damit wir keine Probleme bei der Heimreise haben. Wie immer hilft Natalia und kennt die besten Lösungen – danke Dir.
Nach der stimmungsvollen Vernissage geht es zum Cafe Terra, den besten Kuchen von Smolensk, exquisiten Tee, verzierten Cappucino sowie Kakaozu zu genießen.
Glück und Zufriedenheit machen sich breit. Na ja, wir wollen nicht übertreiben, aber unsere Stimmung ist schon recht ordentlich. Sie wird noch besser, als wir für den heutigen Abend Einladungen zum Konzert in der Philharmonie erhalten – Elena Bolotova ist die edle Spenderin. Und wir erleben das Smolensker Kammerorchester mit Haydns: Die letzten sieben Worte bevor Jesus Christus starb. Ein phantastischer Abend und so passend vor dem Karfreitag in Deutschland.
Nach diesen Genüssen können wir nicht auseinandergehen – wir sitzen und diskutieren miteinander – chorosho sidim. Und Jung und Alt findet immer besser zusammen. Ach, ich muss noch einen Gruß nach Deutschland senden – Ingeborg und Bernd geht es bestens – sie könnten sich sogar vorstellen, länger zu bleiben!!
6. April 2012
Klirrender Frost!! Aber strahlender Sonnenschein – das kann heute ein schöner Ausflug werden. Eine neue Straßenbahn bringt mich in die Stadt. Noch einen kurzen Abstecher zur ewigen Flamme machen. Hier liegt der Schnee noch ca. 40 cm hoch. Das Denkmal zum ersten Vaterländischen Krieg ragt konturenscharf in den blauen Himmel.
Alle sind pünktlich zur Stelle, als es vom Smirnov-Platz losgeht zum Perwomaiskiy-Glaswerk. Aleksej hat für Kaltgetränke gesorgt, wir sorgen für die gute Stimmung. Die Freunde von REN-TV, Komsomolkaja Prawda und Argumente und Fakten sind auch an Bord. Je weiter wir uns von Smolensk entfernen, um so weniger Schnee ist auf dem Land, aber der strenge Winter hat den Straßen arg zugesetzt.
Nach etwa zwei Stunden erreichen wir die Fabrik, die in der Nähe eines kleinen Dorfes liegt. Die Fabrik gibt es seit 130 Jahren. Der Direktor Anatoloi Rakitin und der Maler Vladimir Birdnikov erwarten uns, um uns durch das Werk zu führen. Wie auf einer Theaterbühne werken zehn Glasbläser bzw. Glasbläserinnen und Helfer Hand in Hand – mit großer Präzision und fast blindem Verständnis entstehen Obstschalen und Sektkelche. Das glühende zähflüssige Material gehorcht jedem Handgriff, jeder Drehung und folgt der Form der Hilfswerkzeuge, die bei genauer Betrachtung simpel, aber doch genau die richtigen Hilfsmittel sind. Unsere, selbst nahe Anwesenheit, stört die Abläufe nicht im geringsten.
An der nächsten Station werden Werkstücke von überflüssigem Glas befreit, danach werden die Glasränder kurz geschliffen und auf einem Transportband an einem Höllenfeuer vorbei geführt, das die Trinkränder aufweicht und glättet. Der folgende für die Gläser typische Schleifprozess verleiht ihnen charakteristisches Aussehen. Hier arbeiten zwanzig Frauen im Akkord an einem Fließband – jede bringt in hohem Tempo, dass man es mit den Augen kaum verfolgen kann, spezielle Schliffschnitte an. Eine extrem hart Arbeit, die keinen Fehler verzeiht. Alle Menschen sind hochqualifizierte Spezialisten, die aber nach einiger Zeit eine Pause brauchen, die sie in durchaus gemütlichen Räumen verbringen können. In einem chemischen Prozess werden die grauen Schleifstellen geklärt und danach werden weitere winzige Schliffe angebracht. Zum Schluss folgt eine strenge Qualitätskontrolle und viel Glas landet erneut im glühenden Ofen.
Und wo ist jetzt der Laden, in dem wir diese Schmuckstücke kaufen können? Ratloses blicken und was kostet so etwas – wissen wir nicht. Es dauert sehr lange, bis wir die Preise erfahren und sofort wird geordert.
Es geht zum gemeinsamen Mittagessen – eine typisch russische Tafel – der Tisch ist bis zum letzten Quadratzentimeter voll gestellt. Natürtlich gibt es russischen Champagner, Saft, Wasser und selbstverständlich Wodka. Mit einem Trinkspruch bedanken wir uns für die Gastfreundschaft. Alle beginnen zu tafeln.
Es wird gegessen, geredet und viel gelacht. Als alle schon ziemlich satt sind, geht es erst richtig los – die Köchin Olga fährt köstliches Gebratenes und Kartoffeln mit Souce auf. Der Direktor erzählt bei einem weiteren Toast, dass seine Kinder die Waldorfschule in Smolensk besucht haben und über diesen Weg schon mehrfach in Hagen waren. Es stellt sich hraus, das auch Mitglieder unserer Gruppe mit der Waldorfschule Kontakte haben und man hat auch viele gemeinsame Freunde. Die Atmosphäre wird noch lockerer und in seiner guten Laune beschenkt der Direktor noch zwei Gruppenmitglieder mit Trinkgläsern aus seinen Werk.
Nach einem mehr als herzlichen Abschied geht es auf den Rückweg nach Smolensk.
Unsere nicht ermüden wollenden jungen Teilnehmer werden den Abend noch vergolden!!
7. April 2012
Und täglich grüßt der russische Schneehase – weißer Saitz genannt. Ja, ja es liegen erneut ca. 20 cm Neuschnee. Aber was macht das aklimatisierten Hagenern aus – wir ziehen das Programm weiter, hart gegen uns selbst, durch. Hoffentlich stecken die Ringer und Boxer aus Hagen nicht wieder irgendwo auf der Autobahn nach Moskau im Schnee!
Natascha, meine Gastgeberin, sagte nur ein Wort, als sie den vielen Neuschnee sah – Gospodin!!! Das sagt man in Russland in solchen Fällen und lacht herzhaft.
Bevor ich es vergesse, sende ich auf diesem Wege einen herzlichen Dank an Bernd Müller, unseren genialen Administrator, der heute Nacht das Tagebuch gerettet hat – danke Bernd!!!!
Für uns ist heute Arbeit im Freien vorgesehen – ohne Handschuhe bei Frau Teneshowa, der großen Smolensker Kunstmäzenin.
Die Gruppe ist pünktlich am Platz des Sieges (ehemals Smirnovplatz) – leider sind die Smolensker Preisträgerinnen krank. Sandra hat heute Nacht bei Liv geschlafen, denn sie wollte nicht allein nach Hause gehen, gut gemacht! Mit Kleinbus und Geländewagen geht es in rasenter Fahrt durch Schnee und Matsch nach Talashkinov. Nach zwanzig Minuten sind wir dort. Zwei Hunde treiben übermütige Spielchen im tiefen Schnee. Die Wege sind geräumt, aber knöcheltief matschig. Vorbei an der Bronzestatue von Maria Tenischova, die der Direktor der Glasfabrik gestiftet hat, geht es zum Hauptgebäude. Durch die mundgeblasenen Fenster am Eingang fotografiere ich von jedem ein Portrait. Wir werden bereits erwartet. Während Lena und Aleksej bezahlen – Preise für Einheimische-, ziehen sich alle Stoffschuhe an. Im Klassenzimmer, der ersten Besichtungsetappe, müssen wir die alten Schulbänken drücken.
Nachfolgend die Portraits von Teremok:
Die Kinder der Dörfer gingen hier im 19. Jahrhundert sechs Jahre zur Schule, lernten bei den besten Lehrern in kleinen Klassenverbänden Physik, Chemie, Biologie, Mathematik, Lesen und Schreiben …. und wurden mit den unterschiedlichsten Berufen vertraut gemacht. Auf dem Gut des Fürsten Tenishov lernten sie alles über die modernste Landwirtschaft, denn die landwirtschaftlichen Produkte des Gutes waren in ganz Russland gefragt. Es gab ein Theater für mehr als zweihundert Zuschauer – und der wunderbare riesige Garten war für jedermann offen – man durfte sogar Ableger und Samen mitnehmen, um sie zu Hause anzupflanzen. In der ehemaligen Bibliothek der Schule, die von den letzten Schulabgängern wieder aufgebaut worden ist, befindet sich eine Austellung zum Leben von Fürst Tenishov und Prinzessin Tenishova. Es werden zahlreiche Exponate aus ihrem ehemaligen Privatgut gezeigt und Werke der Künstler, die hier gearbeitet haben – aber auch Arbeiten von Schülern.
Durch den tiefen nassen Schnee stapfen wir noch zum Mausoleum der Fürstenfamlie, das u. a. auch von Maria Tenishova mitgestaltet wurde.
Geschwind zurück nach Smolensk, denn der Termin für den Besuch der Philharmonie wurde von 19 Uhr auf 17 Uhr vorgezogen.
Im großen Saal der Philharmonie treffe ich noch Elena Bolotova, auf deren Initiative uns die Philharmonie eingeladen hat und ich bedanke mich dafür.
Es ist in der Tat bewundernswert, wie gut sich unsere Preisträger verstehen und gegenseitig helfen. Alle sind wieder pünktlich und wir werden von einer Mitarbeiterin der Philharmonie zum kleinen Saaal geleitet. Auf dem Weg dorthin treffen wir die Solisten des heutigen Abends – alles alte liebe Bekannte: Irina Gonsharova, Slava Kuchelev und Anatoli Smirnov. Grosse Wiedersehensfreude, besonders mit Anatoli, der nach vier schweren Operationen wieder singen kann. Und er hat nichts anderes zu sagen, dass ich seine lieben Gastgeber in Hagen Ursula und Alois grüßen soll – mach ich, ist doch Ehrensache, aber auch Ingrid und Klaus!
Wir erleben einen hinreißenden Konzertnachmittag und die Künstler sind gut aufgelegt. Zwischendurch verlasse ich kurz den Saal, um Natalia K. einen Brief zu übergeben. Auf dem Weg zurück in den Saal, macht Anatoli mir deutlich, dass er wegen der trockenen Luft keinen Ton mehr herausbringen kann und er trinkt ein großes Glas Tee aus. Nicht dass Sie nun denken, er hätte einen im Tee gehabt – es ist in der Tat eine sehr trockene Luft in dem Saal und es war wirklich nur Tee. Immerhin hat Aanatoli das Kunststück vollbracht 40 Kilogramm abzunehmen. Mit tosendem Applaus werden die Künstler belohnt und wir dürfen noch einen Gang durch die Philharmonie machen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Vereinsinteressen ist erreicht, nämlich Kunst übergreifend zu verstehen.
Und natürlich danach gesellig zusammen zu sitzen. Das geschieht im Brauhaus der Bürger.
Durch Smolensk fließen Ströme von Tauwasser. Schuhe müssen trocknen. Schauen wir, was der Schneehase morgen auf Lager hat – eigentlich könnte sich der Knabe langsam aus dem Schnee machen.
8. April 2012
Es ist Tauwetter und der Himmel ist bedeckt. Sandra und Liv haben Gummistiefel gekauft.
Ostern ist erst in der nächsten Woche, nicht wie in Deutschland heute – trotzdem: Frohe Ostern. Gestern hat die russisch-orthodoxe Kirche ein anderes Ereignis gefeiert. Aleksej beschreibt es mit seinen deutschen Worten so: Der Engel Gabriel ist Maria erschienen, er hatte ihren Schwangerschaftstest dabei – war positv.
Wir haben zunächst familiäre Treffen und später am Tage besuchen wir die Ateliers von einem Künstler und einer Künstlerin.
Nicolai Agafonov erwartet uns bereits am Eingang des Theaters. Eine der Dramaturginnen führt uns durch das Theater, Lena und Katja dolmetschen. Das imposante Foyer muss man erst einmal auf sich wirken lassen und der Blick beim Eintritt in den riesigen Zuschauerraum ist überwältigend. Von der doppelten Drehbühne eröffnet sich ein Eindruck einer Zuschauerkulisse wie wir sie in Hagen nicht kennen. Wir besuchen viele Räume, in denen uns die Mitarbeiter ihre Aufgaben erläutern – Requisite, Maske, Maler, Bühnenbild. Auch die Probenräume der Schauspieler und das winzige Kammertheater. Über drei Etagen gelangen die Zuschauer in das Theater und in den Pausen können sie sich an unterschiedlichen Stellen mit Getränken versorgen. Auf der zweiten Etage befindet sich das Musuem zu diesem seit 140 Jahren bestehenden Theater. Selbstvberständlich sind hier viele Bühnenbilder von Nicolai zu sehen. Als wir das Theater über den Künstlereingang verlassen, bietet uns die Dramaturgin an, das Theater in den nächsten Tagen zu besuchen, aber wie es immer in Smolensk ist – in der zweiten Woche türmen sich die Termine auf – wir haben leider keine Zeit mehr dafür.
In Aleksejs Ateltier legen wir zwei erste Foto-Galerien an für diese Internetseite an.
Wie im Fluge vergeht die Zeit und wir müssen zum Kino Oktober aufbrechen. Dort treffen wir uns, um gemeinsam zum Atelier von Nadja Rhyghikova zu gehen. Dort begrüßt uns die Folkloregruppe Balan mit vielstimmigem Gesang. Geige, Akkordeon und alle möglichen Geräuschinstrumente werden gespielt. Pelze und Gummistiefel ausgezogen und wir bewundern den mit Köstlichkeiten bedeckten Tisch – unvorstellbar, wann und wie das alles hergestellt worden ist. Es ist umwerfend, was uns die russischen Freunde bieten. Musik, Tanz, Essen, Trinken, Reden, andere Ateliers besuchen und dann wieder von vorne beginnen …… Und alle sind sie anwesend – Anatoli mit seiner Tochter, die die Waldorfschule besucht hat und gut Deutsch spricht, Antonina mit ihrem Mann, Olga Bordiokova, die Textilkünstlerin, die Gruppe Balan mit ihren Männern, Künstler aus den Nachbarateliers, Nadjas Mann, der Gittarist und unsere Gruppe mit den Preisträgern. Die Gruppe Balan ist so mitreißend – wir machen folkloristische Tanzspiele, trampeln und tröten irgendwie den Rhythmus mit, wandern zum nächsten Atelier. Besonders Bernd muss immer wieder mit einem Künstler in dessen Atelier. Für Geduld, zuzuhören, ohnen etwas zu verstehen und nach mindestens 10 verbrüdernden Umarmungen bekommt Bernd ein wunderschönes kleines Bild. Voller Lebensfreude und dem Alltag entsagt, genießen wir üppige deutsch-russische Lebensfreude – dieser Abend bleibt allen unvergesslich. Man kann das nicht beschreiben und deshalb schweige ich dazu, man muss dabei gewesen sein!!
Durch Matsch, große Pfützen, kleine und große Rinnsale stapfen wir zu unseren Wohnungen – überwältigt von den Erlebnissen des Tages.
9. April 2012
Das Tauwetter hält an und ich sehe Schneeregen. Aleksej korrigierte gestern seine Wetterprognose: Schnee bis Mai – das hat er zuletzt als Kind erlebt. Liv und Sandra sind gerüstet. Seit Gestern besitzen sie modische Gummistiefel und springen damit in jede Pfützte – bzw. sie springen ausschließlich.
Ihr glücklichen Hagener, Ihr habt schon seit einigen Wochen Frühling und dürft den zweiten Ostertag genießen -viel Spaß dabei.
Unser künstlerisches Programm findet heute im Saale statt.
Zunächst gibt es noch einiges mit Oleg Krolikov zu besprechen, bevor uns Nadja zur Staatlichen Universität entführt. Die Renovierung der Uni ist in der Tat gut gelungen. Es gibt einen hellen Ausstellungsbereich und ein Theater mit jeglicher technischer Ausstattung. Nadja führt uns durch lange Flure und überall hängen Bilder von Absolventen der Kunstfakultät.
Wir dürfen in einigen Vorlesungsräumen den Studenten über die Schultern schauen und alles Sehenswerte anschauen und davon gibt es viel. Interessante Designentwürfe von Häusern, Restaurants und Theatern hängen an den Wänden und einzelne Entwürfe wurden auch realisiert. Ölmalerei, Zeichnen und Acrylmalerei sind weitere Stationen.
In Nadjas Klasse nehmen wir an der Portraitmalerei teil – einer der Teilnehmer des Kunstwettbewerbs, Maxim Sachenko, sitzt Modell. Es geht locker zu und unsere Hagener Teilnehmer ordnen sich nahtlos in die Gruppe ein. Nach zwei Stunden sind durchaus ansprechende Entwürfe fertig. Zwischen den Deutschen und den russischen Studenten kommt es während des Malens zu einem regen Austausch über die unterschiedlichen Studienbedingungen in dem jeweiligen Land – Lena übersetzt fleißig. In die Diskussion ist auch das Skelett einbezogen, das in der Ecke steht. Liv hat es auch in ihrem Entwurf eingearbeitet. Ein vergnügliches Miteinander.
Zum Mittagessen geht es geschwind in den Russischen Hof – hier ist schon ein Tisch für uns reserviert.
Im Atelier von Alexander Dolosov bewundern wir seine letzten Bilder – er sagt aber, obwohl er drei Bilder gemalt hat, sei es nur eines, weil er die gleiche farbliche Komposition eingesetzt hat. Die ungewöhnliche Musik und die interessanten Entwürfe, sowie die abgeschlossenen Bilder vermitteln einen hervorragenden Eindruck von Saschas Schaffenskraft. Entwurf und fertiges Bild gemeinsam zu sehen, ist ein einmaliger Genuss. Wir diskutieren über die Aufgaben einer Jury, die Qualität von Wettbewerbseingaben und weitere Planungen. Sascha ist ein genauer Beobachter und in seinen Arbeiten sehr präzise, hier können unsere drei Preisträger viele Anregungen mitnehmen – machen sie auch. Wir hoffen, dass Sascha sich seinen Wunsch nach einem größeren Atelier bald erfüllen kann und wir seine Entwicklungsschritte auch in Hagen ausstellen dürfen.
Ein gelungener Tag geht, wegen des kalten Windes, mit Heißgetränken im Jolki Polki – russisch: petshky lawitshky- seinem vorläufigen Ende entgegen. Die Preisträger und andere junge Menschen treffen sich noch bei Elena – es soll Pizza geben. Na dann, guten Appetit.
10. April 2012
Der erste Weg führt zum Fenster, öffnen und die Nase hinaus. Es ist kalt und zudem windig. Warum nur in Smolensk, wo es doch im übrigen Russland schon warm ist – in Wolgograd plus 22 Grad. Aber es regnet oder schneit wenigstens nicht. In einigen Bereichen Russlands gibt es sogar Waldbrände und in anderen Überschwemmungen durch Schmelzwasser. Die Smolensker bereiten sich auf Ostern vor. Es ist eben ein riesiges Land, in dem gleichzeitig die unterschiedlichsten Ereignisse eintreten.
Gestern haben Menschen Kränze und Blumen an der ewigen Flamme, zum Gedenken an den Flugzeugabsturz mit dem polnischen Präsidenten vor zwei Jahren, niedergelegt – wird gerade in den Nachrichten gezeigt. Vermutlich marschierten deshalb auch Soldaten zur Stadtmauer.
Ein langer Tag geht zu Ende und ich schreibe noch ein wenig.
Wie immer drubbeln sich die Termine, je länger man sich in Smolensk aufhält. Um 9.30 Uhbr kam ein Anruf, ob ein Termin um 10 Uhr in der Philharmonie angenehm sei – selbstverständlich. Leider sind die Gastgeschenke ausgegangen, sodass örtliche Gaben gefragt sind. Elena, Aleksej und Anatoli erwarten mich bereits und das Gespräch mit der Leiterin der Philharmonie ist äußerst positiv. Wir können viele Fragen klären und benennen die ungelösten.
Nach herzlichem Abschied eilen wir zum Tjorkin-Denkmal. Bernd und Ingeborg sind schon vor Ort, sie haben bei Pizza Chili gefrühstückt – Ingeborg meint, wir sollten dieses Cafe Peperoni doch am Mittag noch einmal besuchen. Ja, scharf sind die mexikanischen Speisen dort. Es dauert noch etwas, bis unsere Jugend eintrifft, denn sie hatten eine längere Nacht in Lenas Wohnung. Aber sie sind wirklich sehr diszipliniert – auch noch nach nur vier Stunden Schlaf.
In der Gemäldegalerie werden wir bereits erwartet und die Direktorin hält ihre Zusage, die sie unserem Verein gegenüber gemacht hat, ein. Eine deutsch sprechende Führerin ist auch anwesend, aber sie hat nicht viel Zeit. Die wesentlichen Informationen erzählt sie in recht gut verständlichen Worten und wir erkunden allein weiter dieses hoch interessante Museum – und inzwischen sind auch viele weitere Besucher unterwegs. Wahrscheinlich wäre das Emil-Schumacher-Muaeum stolz, einmal so viele Besucher in einer Woche zu haben. Das Kunstintersse in Smolensk ist in der Tat sehr groß. Die großen russischen Meister, aber auch die Bilder der Smolensker Künstler finden die Studierenden, auch von der technischen Ausführung her, sehr gut.
Aleksej ist inzwischen zweimal zur Mirgationsstelle geflitzt, um die Migrationskarte für jeden von uns zu erhalten. Selbst kleine Wackler im Buchstaben werden von diesen Herrschaften nicht verziehen – bitte neu schreiben ist die Weisung. Zwei Tage haben Katja, Lena und Aleksej sich mit dieser lieblichen Behörde vergnügt. Am Ende mit ihren Nerven, bauen wir sie im Cafe Perperoni mit den schärfsten Speisen wieder auf. Da schnappt selbst der mit scharfen Speisen erprobte Ukranier nach Luft – Ingeborg freut sich darüber.
Der Malerverband steht auf dem Plan – Tee trinken, Kuchen essen und Ausstellungen besprechen. Aber sie haben weder Tee noch Kuchen. …Wird gekauft im Kuchenladen Bisquit und in der Ecke beim Tante Emma Laden. Obwohl wir eingeladen sind, hat man uns offensichtlich nicht so recht erwartet, denn die drei Damen im Vorzimmer sitzten wie Skulpturen auf Sockeln und der Vorsitzende muss Wasser kochen, Geschirr heranschleppen und irgendwo ein paar kleinen Löffel auftreiben. Die Skulpturen schauen zu, wie wir Tee trinken und Kuchen essen – das Gespräch ist informativ und angenehm. Der Vorsitzende würde sich freuen, wenn eine durchaus größere Anzahl von Hagener Künstlern die erste Ausstellung der neuen sehr großen Ausstellunghalle in der Stadtmitte gemeinsam mit den Smolensker Künstlern gestalten könnte. Wir werden in Hagen darüber sprechen. Besonders interssant ist die Ausstellung der Kohle-Portraits von Popov im Untergeschoss, die Bilder im Laden nebenan finden eher keine Gnade.
Liv und Sandra werden Andenken kaufen – im Übrigen ist Zeit zum Ausruhen.
Doch ich sitze schon wieder in der geliebten Straßenbahn, nachdem ich mit Aleksej noch die zukünftigen Projekt erörtert habe. Was hat Katja mir noch über die Fahrscheine gesagt: Wenn die Quersumme der esten drei Zahlen des Fahrscheins mit der Quersumme der letzten drei Zahlen übereinsitmmt, bringt es Glück, aber nur, wenn man den Fahrschein sodann verputzt. Schöne Geschichte, aber ich glaube eher, das ist eine russische Art der Abfallentsorgung – man will nur erreichen, das die Fahrscheine nicht auf den Boden geworfen werden. Doch die abergläubischen Menschen sind 100%ig davon überzeugt und futtern die Papierchen wie verrückt, oder ist es doch Kaugummi?
Im Cafe Terra noch Irina getroffen und ihre tollen Seidenarbeiten bewundert, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Das sollten wir in Hagen einmal präsentieren.
Wieder in die Straßenbahn und bis zu Tschau Italia gerumpelt. Antonina und Andrej erwarten mich, um mir ihre Yogaschule zu zeigen. Überwältigend und sogleich werden Kunden vermittelt. Die Beiden werden aber derzeit von einem Tschetschenischen Cafehausbesitzer mit ohrenbetäubender Musik zugedröhnt. So etwas ginge in Deutschland wirklich nicht und ich begreife in Ansätzen, dass die Russen und Tschetschenen in absehbarer Zeit keine Freunde werden. Wieder essen, Tee trinken und mit den Kindern skypen, dass ist so üblich, doch irgendwann fährt mich ein freundlicher Andrej mit seiner lieben Antonina nach Hause und da sitze ich jetzt, aber nur noch zehn Sekunden und wünsche allen schon einmal einen guten Morgen.
11. April 2012
Natascha, wie ist das Wetter? Normal, ist die Anwort – eine typisch russische Anwort, man gewöhnt sich an alles. Der Blick aus dem Fenster bestätigt Natascha – Normal: Schnee, Frost und kalter Wind.
Die kleine Geschichte mit den Glück bringenden Fahrkarten regt an. Es scheint unendliche Sehnsucht nach Glück zu geben. Doch worin suchen die Menschen in Smolensk heute ihr Glück? Antonina meint: Geld, Geld, Geld. Der Blick auf die Straßen und die Autos, die dort fahren, scheint dies zu bestätigen. Jedes dritte, vierte Auto ist ein teurer Geländewagen. Doch die Autofahrer können ihre Rücksichtslosigkeiten früherer Jahre nicht mehr ungebremst ausleben – hohe Strafen bieten ihnen Einhalt. Der Fußgänger ist inzwischen ein geachteter Verkehrsteilnehmer.
Auch die vielen Geschäfte mit teuren Waren vermitteln den Eindruck von Wohlstand. Doch kann sich das die Masse leisten – eher nicht. Aber ein I-Phone ist bei jungen Leuten ein Statussymbol wie in Deutschland.
Im Verhalten der Menschen hat sich scheinbar vieles seit den Sovjetzeiten nicht geändert. Freundschaften sind nach wie vor wichtig, denn auf den neuen Staat ist nicht in jeder Beziehung zu hoffen. Die Menschen müssen sich selbst helfen und das tun sie auch – das eigene Glück suchen sie wohl in ihren Familien und mit Freunden, unabhängig von Segnungen des Staates – die werden mitgenommen. Aber es gibt insbesondere bürokratische Hindernisse – allein unsere Mirgationskarte zu bekommen, hat Aleksej sichtbar(t) altern lassen. Ihm graut schon jetzt davor, einen neuen Pass zu beantragen.
Private Investitionen von Geschäftsleuten prägen das Stadtbild, eine geordnete architektonische Gestaltung und Entwicklung der Stadt ist hingegen nicht deutlich zu sehen – abgesehen von dem Leuchtturmprojekt einer neuen Ausstellungshalle. Manche neuen Häuser wirken wie die berühmte Faust aufs Auge. An der Infrastruktur hapert es nach wie vor und die Pflege des Geimschaftseigentums ( Wasser und Abwasserleitungen, Stromleitungen …) in den meisten Häusern ist mehr als überfällig. Bis zum Stadtjubiläum soll noch vieles besser werden – ich wünsche es der Stadt.
Die tragenden Säulen der Gesellschaft sind, wie zur alten Zeit, nach wie vor die Frauen und dass in fast allen Lebensbereichen – na ja, es soll ja auch einen großen Frauenüberschuss geben.
Im Zusammenhang mit der Städtepartnerschaft gibt es auch einen sehr positiven gesellschaftlichen Ansatz zu erkennen. Eine ganze Reihe von Menschen engagiert sich ehrenamtlich für uns und die Belange unseres Vereins. Es ist auch gelungen, zunehmend Spender für die Projekte zu gewinnen. Ein vielversprechender Ansatz, an dem wir gezielt und gemeinsam weiter arbeiten werden. Es steckt in vielen Menschen in Smolensk doch noch das Gen, sich für eine gute Sache einzusetzten, ohne zu fragen: Was bekomme ich dafür?
Die hohen Treibstoffpreise ( 1,88 Euro je Liter wurde berichtet) in Deutschland sind heute in den russischen Nachrichten ein bestimmendes Thema – nur zur Information: Ein Liter Superbenzin kostet in Smolensk sagenhafte (umgerechnet) ca. 60 Cent – Diesel ist natürlich noch günstiger. Die Preise haben sich hier seit 10 Jahren nur marginal verändert. Wenn die Preise bei uns so weiter steigen, lohnt es sich bald zum Tanken nach Smolensk zu fahren.
Genug philosophiert, der Tag ist zu gestalten! Heute werden wir Skulpturen formen: Alexander Parfeonov hat eingeladen.
Prof. Alexender Parfeonov erwartet uns bereits in den Katakomben der Staatlichen Smolensker Universität. Nach der herzlichen Begrüßung müssen wir Kittel anziehen und uns mit einen großen Plastiktüte bewaffnen. In einem Nebenraum hat er Ton zubereitet und jeder erhält zwei große Schaufeln voll auf die Plastiktüte. Zurück im Plastizierraum gibt es ein Gestell dazu, um das herum jeder seine Plastik formen muss. Sascha, so dürfen wir Prof. P. nennen, gibt uns noch ein paar Ratschläge und zwei Stunden Zeit, dann muss das Werk vollendet sein. Lena ist unser Modell – ihre glatten Gesichtszüge stellen uns vor schwer zu lösende Aufgaben. Wir gehen tapfer ans Werk und Sascha steht allen hilfreich zur Seite. Der lästernde Aleksej erklärt: Von Ruid Gullit bis Johannes Heesters ist alles erlaubt – dann kann ja nichts mehr schief gehen – arme Lena. Ist auch so und wir haben sehr viel Spass bei dieser Arbeit. Jeder hat seine größeren oder kleineren Probleme, aber die Augen zu gestalten, ist für alle nicht einfach. Lena ist ein tapferes Modell und nach zwei Stunden sind wir wirklich fertig – und Aleksej hatte mit seiner Vermutung nicht ganz Unrecht. Macht aber nichts, wir haben viel dazu gelernt. Unser innigster Dank geht an Sascha und Morgen kommt die Kür.
Flink Mittag essen im Cafe Peperoni und schon eilen Aleksej, Lena und ich zum nächsten Termin. Mischa erwartet uns zum Interwiev beim Radiosender Frühling. Wir werden sehr freundlich empfangen und es gibt zunächst leckeren Jasmintee und Schokoladenpilze – danach kann man süchtig werden. Mischa erklärt uns, wie er sich das Interwiev vorstellt und sofort geht es los – eine Stunden sprechen wir live über die Projekte, die Situationen in Hagen und in Smolensk, Grafitti und Persönliches. Wir saßen noch ein Weilchen zum lockeren Gespräch beieinander – sehr angenehme Zeitgenossen und sie sind Fans von Che Guevara.
Im Atelier stellen wir Fotos ins Netz, kümmern uns um drei zahme Ratten – und auf zum nächsten und letzten Akt für heute. Pjotr Zaitsev hat mit dem Verein Smolensk-Hagen zum Abendessen eingeladen. Der Vorstand, einige Mitglieder, Gastgeberinnen, Nadja Rhyghikova und die Smolensker Preisträgerinnen sind mit dabei. Wieder ist aufgefahren, was Küche und Keller hergeben, Toaste werden ausgesprochen, Grüße übermittelt, Projekte besprochen und natürlich getrunken und gegessen. Da sich alle Teilnehmer inzwischen sehr gut kennen, sind schnell rege Gespräche in Gang gekommen. Drei Stunden sind wie im Fluge vergangen. Unmengen Speisen sind übrig geblieben und auch Getränke. Die jungen Leute packen sie dankbar ein, um sie in Lenas Wohnung zu schleppen, denn dort soll noch eine kleine Feier, im ganz engen Kreise starten.
Sie werden pünktlich zum Abbau morgen früh in der SHU sein! Versprochen.
12. April 2012
Das Wetter ist heute kein Thema. Heute vor 51 Jahren ist Yury Gagarin ins All gefolgen – er stammt aus dem Smolensker Gebiet. In den Nachrichten wird ausführlich darüber berichtet.
Noch gestern Abend wurde in der Innenstadt Schnee auf LKW verladen. Zu meinem Erstaunen sah ich unter den schwer schuftenden Menschen viele Frauen, die die Eisplatten losschlugen und dicke Brocken in die Schaufeln von Radladern warfen. Nach der russischen Verfassung haben Frauen seit mehr als einhundert Jahren ein Recht auf Arbeit. Und sie verrichten wirklich die härtesten Arbeiten. Während die Frauen schaufelten, sahen ihnen die Herren der Schöpfung aus den Radladern und LKWs zu. Gleich wo man hinkommt – überall sieht man mehr Frauen arbeiten als Männer – abgesehen von der Politik und der Armee.
Anders als in früheren Jahren scheint bei vielen Männern in Smolensk der militärische Kampfanzug ein beliebtes alltägliches Kleidungsstück zu sein – manche sind sogar mit deutscher Nationalfahne versehen. Die sogenannten Business-Men tragen vorzugsweise schwarze oder graue Anzüge und ältere Künstler Bart. In der Staatlichen Universität war deutlich, im Vergleich noch zu vor fünf Jahren, eine Veränderung bei der Kleidung der Studentinnen zu erkennen – sie sehen heute überwiegend so aus wie Studentinnen in Deutschland: Jeans. Nur wenige kleiden sich noch so elegant wie noch vor fünf Jahren, aber hochhackige Pumps sind insgesamt noch immer ein Muss.
Mit der neuen Direktorin der Philharmonie, nach kurzfristig angesetztem Termin, über zukünftige Projekte gesprochen.
Endlich scheint die Sonne! Die Preisträger bauen gemeinsam mit Smolensker Künstlern die Ausstellung ab. Auf REN-TV gab es einen langen Filmbericht über die Eröffnung der Ausstellung. Ich gehe zum Lehrstuhl und verabschiede uns von der SHU – leider ist nur Elmira dort.
Alte köstliche russische Schokoladensorten sind nicht mehr zu kaufen. Morgen werde ich einen letzten Versuch in einem kleinen Laden unternehmen. So treffe ich mich mit Ingeborg und Bernd zum Frühstück in der Teestube Samovar – das Angebot ist heute begrenzt, aber für uns reicht es.
Die Gruppe LOS – Liv, Omar und Sandra – erwartet uns bei den Kanonen in der Leninstrasse. Katja ist auch dabei, also die Gruppe KLOS. Das lustige Wortspiel geht im Treppenhaus des Historischen Museums weiter, bis uns Aleksej zur Ordnung ruft, denn hier hat man zu schweigen wie in einer deutschen Ruhesauna. Wir bestaunen die Sammlung historischer Gläser aus dem von uns besichtigten Glaswerk. Die Qualität entspricht mindestens der Böhmischer Kristalle. Eine wunderschöne Obstschale mit dunkelblauem Fuß hat es mir angetan, aber sie wollen sie partout behalten.
In einem Geschäft für Künstlerbedarf schlagen wir richtig zu – die Waren sind ca 60 % günstiger als bei Boesner in Witten.
Nach kurzem Abstecher in Ingeborg und Bernds Wohnung treffen wir uns bei Aleksej im Atelier. Der plötzliche Wärmeeinbruch in Smolensk lässt uns bald wieder auf die Straße gehen, das Atelier ist zu heiß – Abschiedsessen im Club für Teekultur. Sie sind Sponsoren für unser Projekt.
Schuhe ausziehen, neue Socken anziehen, die wir später behalten dürfen, auf Kissen vor flachen Tischen Platz nehmen und nur noch genießen. Ingeborg bekommt wegen der Rückenbeschwerden fünf Kissen und ist sofort beschwerdefrei. Leckere Salate, Suppen und interessante Teighäppchen – wir können gar nicht genug kriegen, doch wir bekommen mehr als genug. Es folgt eine ausgedehnte, aber entspannende Teezeremonie – zum fertigen Tee werden selbstproduzierte, himmlische Pralinen gereicht, Honig, nach dem jeder Bär sich die Tatzen lecken würde. Horoskope werden gelesen, freudig aufgenommen oder entsorgt.
Sascha Parfeonov erwartet uns in seinen Atelier und wir wandern 20 Minuten durch die bevölkerte Stadt, denn viele Menschen haben heute frei. Sascha hat mit drei Freunden wieder eine Mahlzeit vorbereitet. Doch zunächst gibe es in dem Atelier vieles zu bestaunen – wie immer in Ateliers. Von seinen großen Arbeiten gibt es überdimensionale Tafeln mit Erläuterungen. Viele kleine neue Arbeiten sind zu sehen und auch ein Kopie der Plastik, die in der Bildergalerie steht. Auch Sascha Dolossov ist gekommen – stellte seine neue Nikon-Kamera vor und seiner Linse entgeht fortan kein Wimpernschlag. Unter großer Anteilnahme sagt Sascha der kleinen Gesellschaft die Zukunft voraus – sehr wichtig in Russland, denn man ist neugierig darauf, was geschehen wird – egal was geschieht, mir wird jedenfalls alles was ich anpacke, gelingen, sagen die Steinchen. Auch die anderen gehen einer aussichtsreichen Zukunft entgegen.
Mit diesem glücklichen Gefühl im Herzen machen wir uns, hundemüde, auf den Heimweg zu unseren Familien. Es ist für alle noch viel zu ordnen, denn Morgen reisen wir ab.
Ach, noch ein Gruß an Familie Benscheidt – einer Eurer Igors lässt grüßen.
13. April 2012
Man kann es kaum fassen, aber es ist ein blauer Himmel über Smolensk und die Sonne sagt dem Schnee den Kampf an. Unser letzter Tag in der Stadt beginnnt erfreulich gut.
Was liegt an? Aufräumen, Koffer packen, aber zunächst noch einmal in die Stadt, ein paar Freunde und Bekannte treffen, verabschieden, die Sonne und die Atmosphäre genießen. Wie wer wann zum Bahnhof kommt, ist auch schon klar geregelt. Lena und Aleksej haben tolle Arbeit geleistet – maladjetz.
Dass mich gestern der grüne Tee umgehauen hat, ist kaum zu glauben. Deutsche Eiche von grünem Tee gefällt – wenn es wenigstens Wodka gewesen wäre, so habe ich nur einen im Tee gehabt. Aber jetzt weiß ich, was das heißt. Wir sind alle wieder fit. Familen und Freunde dürfen uns am Samstag in Hagen bzw. Dortmund erwarten.
Die Sonne hat viel Kraft und an die plötzliche Wärme muss man sich erst gewöhnen. Die frische Luft tut gut. An der frischen Luft sind auch viele Frauen, ältere und Jüngere, die den Sand mit Besen von den Straßen und Plätzen kehren und in grossen Blecheimern fort tragen. Wo sind die Männer, die diese schwere Arbeit verrichten sollten. Man merkt auch in der Stadt, dass es kurz vor Ostern ist – an jeder Ecke werden süße Osterbrote verkauft – angeblich jedes von einem Pfarrer gesegnet. Ich bekam eines geschenkt. Wie kann es anders sein – auf dem Weg zur Twardowskaja treffe ich Aleksej und wir gehen in seine Atelier, um noch ein wenig über das Projekt und die Zukunft zu plaudern. Es gibt zudem viele interessante Informationen über die Arbeitsweisen in Smolensk. Wir werden diesen Wettbewerb auf jeden Fall wiederholen, denn die Interessenten in Smolensk stehen schon Schlange.
In der Mandarin Gans esse ich noch eine Kleinigkeit mit Ksenia, Ingeborg und Bernd – unsere Gruppe LOS ist in einem Funkloch verschwunden, aber es ist sicher, dass sie an Bahnhof wieder auftauchen werden. Heute meide ich die Staßenbahn und gehe lieber ein Stückchen zu Fuß. Jetzt ist das noch ein Vergnügen, doch wenn der Sand auf den Straßen weiter so schnell trocknet, wird es in Kürze die bekannt beliebten Sandstürme geben – der feine Staub dringt dann durch fast jede Ritze, knirscht auf der Pelle und rieselt abends unter der Dusche vom Kopf. Hurra liebe Smolensker, ein neues Abenteuer wartet auf euch.
Wie sollen bloß die vielen Geschenke in den Koffer – gut dass Liv einen großen Überseekoffer dabei hat, so dass sie wenigstens alles verstauen kann. Air Berlin würde mir wahrscheinlich über 200 Euro für Übergewicht des Koffers abknöpfen – unter diesem Aspekt ist die Bahn unschlagbar günstig – fragt sich nur, wann auch sie Waagen an den Bahnhöfen aufstellt.
Genug gefaselt, es muss noch eine Mütze Schlaf sein, denn in Brest ist früh am Morgen unser Nachtruhe zu Ende. Ach, noch eine letzte Bemerkung, wir freuen uns alle wieder nach Hause zu kommen, obwohl diese oder jener gern noch ein paar Minütchen länger bleiben würde.
Pünktlich kommt das von Aleksej und Lena bestellte Taxi, Abschied von Natscha und in wilder Fahrt geht es vorbei an vielen jetzt sichtbaren Schlaglöchern zum Bahnhof. Im Sonnenuntergang erstrahlt die Kathedrale in höchster Pracht – welch ein Bild zum Abschied. Wir sind alle früh am Bahnhof, denn es soll noch ein Blick in diese Sehenswürdigkeit geworfen werden. Jene, die diesen Bahnhof zum ersten Mal sehen, sind mehr als beeindruckt. Auffällig sind die neuen Sicherheitsschleusen, bewacht von mindestens drei Uniformierten. Obwohl es wie verrückt piept, als wir hindurch schreiten, interessiert das keinen – man unterhält sich gerade sehr gut. Gastgeber, Künstler viele Freunde sind gekommen, uns zu verabschieden, es gibt noch einmal viele schöne Geschenke zum Abschied und der Zug rollt pünktlich in den Bahnhof ein – doch was ist mit unserem Wagen 22 – kein Licht brennt, alles ist total dunkel. Wir müssen in den nächsten Wagen einsteigen und haben kaum noch Möglichkeit zum Abschied zu winken. Wir werden auf drei Abteile verteilt, in denen je schon ein Mensch sitzt. Aber auch das haben wir nach einiger Zeit geschafft. Die Abteile des polnischen Schlafwagens sind viel geräumiger und bequemer als die des russischen Wagens und so geht es dann ab in rasender Fahrt Richtung Westen – schlafen, wenn möglich, bis Brest.
14. April 2012
Nach sieben Stunden sind wir in Brest, alle haben noch nicht sehr gut schlafen können. Die Kontrollen der Zöllner sind zivil – sie fragen nach Dollar, die wir natürlich nicht haben und nach Wodka, den wir nur in medizinischer Dosis dabei haben. Das Umbauen der Fahrwerke geht wie geschmiert – eine Stunde und 15 Minuten und es ist geschafft. Neuer Rekord für Brest oder ein Entgegenkommen für die vielen Polen im Zug, die von Feierlichkeiten aus Smolensk, wegen des Flugzeugabsturzes, nach Hause reisen. Uns ist es egal. Auf den polnischen Gleisen sind die Fahrgeräusche wesentlich leiser und wir schlafen recht gut, so höre ich später. Kurz vor Warschau serviert der Zugbegleiter jedem eine Tasse Kaffee und ein Schokoladenbrötchen -lecker.
Warschau ist hat eine tolle Entwicklung erlebt. Die Stuttgarter können hier ihren zukünftigen Bahnhof bewundern. Ziemlich komfortabel und höfliche und hilfsbereite Polizisten – zwei haben einer jungen Frau das schwere Gepäck schnell zum IC nach Prag getragen, damit sie den noch erwischt!! Das hat mich sehr beeindruckt. Der IC ist ausgesprochen leise und angenehm unterwegs und dabei noch schnell. In weniger als fünf Stunden sind wir in Berlin. Am Ostbahnhof haben wir Zeit ein wenig zu essen und die Umgebung kennen zu lernen. Demnächst wird hier ein Ostel -Hostel mit DDR-Ambiente- eröffnet. Auch den Flohmarkt gibt es noch, aber erst morgen – schade. Im ICE sind wir zunächst die einzigen Fahrgäste und wir haben genug Zeit, uns einzurichten. Mit dem Schaffner bespreche ich, dass Sandra und Liv in Hamm in den vorderen Zug umsteigen können, um nach Dortmund weiter zu reisen – alles in Butter. Die letzte Etappe unserer Reise führt noch einmal an nun sichtbaren Berliner Sehenswürdigkeiten vorbei, aber dann geht’s in rasender Fahrt Heim. Die Trennung von Liv und Sandra ist schwer, denn wir haben sie als liebenswerte selbstbewusste junge Frauen kennen gelernt.
Der Bahnhof in Hagen ist überfüllt und Said Omar sucht seinen Onkel. Viele schwer bewaffnete Polizisten harren eventuell randalierender Fussballfans, denn Schalke hat heute 2:1 gegen Dortmund verloren und damit den BVB, zum eigenen heulenden Jammer, zum neuen Deutschen Meister gekürt! Wir registrieren es nur und fahren, nach Abschied von Omar, mit dem Taxi nach Hause.
Unser Russlandmärchen geht damit zu Ende. Unseres in Hagen geht im Mai weiter.
Verfasst von: H. – W. Engel
Artikel aus der Komsomolskaya Prawda, Fernsehbeitrag des Senders REN-TV zum Besuch im Glaswerk