Jahr: 2011

Ludwig, Florian

Florian Ludwig ist Generalmusikdirektor des Philharmonischen Orchesters in Hagen. Mit großem Engagement und guten Ideen setzt er sich dafür ein, die Menschen für die klassischen Musik zu begeistern.

Fotos: Auszug aus dem Programmheft zum Konzert vom 15.02.2011 des Philharmonischen Orchesters Hagen und während der „Klangrede zu „Das Feuer des Tanzes“

Ein Weg dahin sind seine „Klangreden“, die er mit Persönlichkeiten aus Hagen und Mitgliedern des Orchesters gestaltet.

Zur Klangrede am 13. Februar 2011 zum Konzert „Liebesgrüße aus Moskau“ hat er Olga Rovner und Hans-Werner Engel gebeten.

Klangrede VI. zum Sinfoniekonzert „Liebesgrüße aus Moskau“

Am 13. Februar 2011, 11.30 Uhr veranstaltete das philharmonische  orchesterHagen in der Villa Post, Wehringhauser Str. 38, 58089 Hagen seine VI. Klangrede zum sechsten Sinfoniekonzert mit dem Titel „Liebesgrüße aus Moskau“.

In der sechsten Klangrede dieser Spielzeit wird Russland das Thema sein. Die Facetten, die dieses riesige, den Kontinent umspannende Staatengebiet bietet, sind unzählig. Seine abwechslungsreiche und spannende politische und gesellschaftliche Geschichte ist für Mitteleuropa immer wieder von ausschlaggebender Bedeutung. Ebenso ist der westeuropäische Einfluss aus Russland nicht wegzudenken.

Seit den Zeiten Peters des Großen hat die russische Musik immer wieder wichtige Impulse von mitteleuropäischen Komponisten erhalten. Im Gegenzug wuchs die Anerkennung der russischen Tonsetzer wie Tschaikowski und Rimsky-Korsakoff in den westlichen Ländern. Russische Virtuosen wie Prokofieff und Rachmaninoff erlangten Weltruhm nicht nur als Pianisten, sondern auch als Komponisten. Persönlichkeiten wie Dmitri Schostakowitsch fochten Ihren Kampf mit den von kultureller Zensur geprägten politischen Verhältnissen aus.

Das Bild, das wir uns heute von Russland machen, ist vor allem durch unsere Medien geprägt. Eine weniger große Rolle spielen dagegen die bedeutenden Leistungen russischer Künstler, deren Musik, Romane und Gemälde uns jedoch einen direkteren Blick in die „russische Seele“ erlauben.

Für Hagen ist die fruchtbare Städte-Partnerschaft mit Smolensk von großer Bedeutung. Ihr ist unter anderem ein reger Austausch von Künstlern und Musikern zwischen den beiden Städten zu verdanken. Hans-Werner Engel gab als Vorstand des Freundeskreises Hagen-Smolensk darüber Auskunft.

Olga Rovner, in Russland geboren und aufgewachsen, lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland. Seit vielen Jahren ist Sie als Bratschistin im philharmonischen orchesterhagen. Sie berichtete über ihre Beziehung zu ihrer Heimat und zur russischen Musik.

GMD Florian Ludwig, der die Veranstaltung moderierte, stellte darüber hinaus die Werke des Sinfoniekonzertes mit Klangbeispielen und Erläuterungen vor.

Hans-Werner Engel – 24. März 2011 – sechste Lesung im Cafe Dialog

An jedem  2. und 4. Donnerstag im Jahre 2011 wird Hans-Werner Engel um 16.00 Uhr zu politisch-gesellschaftlichen Themen im Cafe Dialog lesen. Soweit möglich wird er Bezüge zu Entwicklungen in Russland hinzu ziehen.

In seiner ersten Lesung hat sich Engel der Wiederentdeckung der Ironie gewidmet. Die Verhaltensweisen vieler Gruppen, die eigentlich unser Land gestalten und weiterentwickeln sollten werden zunehmend kritisch gesehen und sind nur noch mit Ironie zu ertragen. In seiner zweiten Lesung hat Engel das Thema „Privatisierung öffentlicher Aufgaben“ behandelt. Die kontroverse Diskussion der  Besucher der Lesung zu Thema „sterben“ war sehr aufschlussreich. Die dritte Lesung behandeltet das „Sterben“ , die vierte das Thema „Korruption“, es folgten „politische Verantwortung“ und „Revolution“.

Einige Künstler üben sich zunehmend zu aktuellen Themen in bissigem Sarkasmus – so weit geht Engel nicht.

In der sechste Lesung, am 24.03.2010, 16.00 Uhr, wird Engel über das Thema

„Revolution“

sprechen. Gleichzeitig ist es zunächst die letzte Lesung, denn das Cafe Dialog schließt leider seine Pforten.

Rundschau: Nie im T-Shirt vor der Klasse erscheinen

Günther Grundmann war von 2007 bis 2009 Vorstandsmitglied in unserem Verein. Nach seiner Pensionierung wird er sich wieder dieser Arbeit zuwenden und insbesondere den Austausch von Studenten aus Smolensk und Referendaren aus Hagen tatkräftig begleiten.

HAGEN

Günther Grundmann (66), seit 1992 Leiter des Studienseminars für Lehrämter in der Fleyer Straße, tritt heute in den Ruhestand. Am Studienseminar werden angehende Lehrer, die das erste Staatsexamen abgelegt haben, auf ihren Beruf und das zweite Staatsexamen vorbereitet.

FRAGE: Die Schullandschaft befindet sich im Umbruch. Wohin führt der Weg?

GRUNDMANN: Entscheidend ist nicht so sehr die Strukturfrage, sondern die nach der Unterrichtsentwicklung. Die Diskussion über den bestmöglichen Unterricht,# gleich in welcher Schulform, ist nämlich in den letzten Jahren zu kurz gekommen.

FRAGE: Inwiefern?

GRUNDMANN: Nun, es gibt zweifellos guten und schlechten, langweiligen und anregenden Unterricht. Aber in diesem ihrem Kerngeschäft sind die Schulen seit fast zwei Jahrzehnten nicht zur Ruhe gekommen, weil sie ständig mit neuen Reformen und Gesetzesinitiativen konfrontiert waren.

FRAGE: Auf dem Rücken der Kinder.. .

GRUNDMANN: Ja, aber auch auf dem Rücken der Lehrer. Die pädagogischen Richtlinien sind in NRW auf dem neuesten Stand, von daher ließe sich gut arbeiten. Aber für die Umsetzung dieser modernen Didaktik in die Breite der Praxis brauchen die Schulen und die Lehrer Ruhe und Zeit. Und die lässt man ihnen nicht.

FRAGE: Was wäre denn am Unterrichtt zu verbessern.

GRUNDMANN: Lassen Sie mich eine Gegenfrage stellen: Wie kommt es, dass, viele Lehrer trotz guter Vorsätze und hoher Motivation relativ schnell in die Routine des Alltags zurückfallen und bei voller Pflichtstundenzahl- 25 Unterrichtsstunden pro Woche – im Grunde nur noch überleben wollen?

FRAGE: Ja, wie kommt es denn?

GRUNDMANN: Ein Grund ist, dass man ein solches Pensum nicht anders bewältigen kann als nach dem bewährten Schema, an das sich Lehrer bei der Unterrichtsgestaltung seit jeher gehalten haben: „An welcher Stelle sind wir stehen geblieben? Zeigt mal eure Hausaufgaben. Jetzt lesen wir noch im Buch.“

FRAGE: Sind Ganztagsschulen die Schulen der Zukunft?

GRUNDMANN: Die pädagogischen Chancen, die eine Ganztagsschule bietet, sind groß. Vor allem für Familien bietet dieses Modell Vorteile, weil so auch Frauen Beruf und Familie besser vereinbaren können. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass auch Halbtagsschulen erhalten bleiben wenn Eltern das wünschen.

FRAGE: Welche Voraussetzungen muss ein guter Lehrer mitbringen?

GRUNDMANN: Er muss bereit sein, 30 Jahre lang mit sich entwickelnden, pubertierenden, teils schwierigen Kindern zu arbeiten. Er muss bereit sein, 30 Jahre lang Inhalte und Themen seiner Fächer vermitteln zu wollen. Und er muss bereit sein, selbst 30 Jahre lang ein Lernender zu bleiben. Er muss fundiertes Wissen besitzen und es gut vermitteln können. Er muss gewissenhaft, höflich, freundlich und vor allem fair sein. Er darf seine Macht, die er durch die Zensurvergabe besitzt, nicht ausnutzen.

FRAGE: Geben Sie den angehenden Lehrern auch Tipps, was das Äußere angeht?

GRUNDMANN: Natürlich. Das Auftreten in der Schule muss gepflegt und sauber sein. Ich persönlich halte es für problematisch, im Sommer als Lehrer in Shorts oder im T-Shirt vor der Klasse zu erscheinen. Man ist schließlich in der Schule und nicht am Strand.

Mit Günther Grundmann sprach Hubertus Heuel